6:30 aufstehen ist gar nicht so schlecht. Trotzdem komme ich erst um 9:30 los. Es ist so irre heiß, dass ich nur in kleinen Etappen vorankommen werde. In dem kleinen Pavillon auf dem Campingplatz ist es noch am ehesten auszuhalten. Ich frühstücke und mache mir mehrere Tees, damit ich genug zu trinken bekomme. Zwischendurch packe ich immer ein wenig.
Eigentlich will ich heute nur eine relativ kurze Etappe fahren. Noch ahne ich nicht, dass ich erst um Mitternacht völlig erschöpft ins Bett fallen werde. So müde, dass ich nicht mal mehr ein Foto von meinem Zimmer mache.
Erstes Etappenziel ist der Ort Lask. Dort mache ich eine kleine Mittagspause. Die Ostfriesen kennen Johannes a Lasco, 1499 als in Lask geboren (daher sein Name) zumindest von der gleichnamigen Bibliothek in Emden. Lascos Vater gehört dem polnischen Senat an. Die Familie zählt zum Hochadel. Sein Onkel Jan nimmt Johannes und seinen älteren Bruder Hieronymus 1513 mit nach Ron, wo sie studieren. Später studiert Lasco noch in Bologna und Padua. Schlaues Kerlchen. Und dass er keine Angst hat im Rampenlicht zu stehen, wird sich recht bald zeigen. Zurück in seiner Heimat empfängt er 1521 die Priesterweihe. Auf verschiedenen Reisen lernt er Erasmus von Rotterdam und Philipp Melanchthon kennen, die ihn sicher prägen. Denn 1540 heiratet Johannes seine Barbara und wird damit der erste polnische Geistliche, der den Zölibat bricht. Und flieht noch im gleichen Jahr nach Ostfriesland um der Inquisition zu entgehen. 1542 wird er Superintendent und zieht nach Emden. Johannes a Lasco sollte zu einer der prägenden Persönlichkeiten werden, die das ostfriesische Kirchensystem reformierten. Überhaupt hatte er wohl ein Gespür für den Weg nach oben. Egal, wohin er kommt, er übernimmt stets eine Führungsrolle. Aber die politischen Umbrüche zwingen den wenig kompromissbereiten Mann immer wieder dazu, den Wohnort zu wechseln. Seine bewegte Geschichte führt a Lasco dann auch quer durch Europa nach London, Kopenhagen und über verschiedene Stationen an der Ostseeküste wieder nach Emden. Nein, das ist noch nicht das Ende. 1555 verlässt er Emden wieder und zieht nach Frankfurt und 1557 schließlich wieder nach Polen, wo er Superintendent der reformierten Gemeinden in Polen wird. In seinem Geburtsort, wo ich nun stehe, erinnert nichts an ihn. Wahrscheinlich gibt es hier nicht mal jemanden, der mit diesem Namen etwas anfangen kann.
Auf dem nächsten Campingplatz will ich zwei Nächte bleiben und morgen von dort einen Ausflug machen. Im Internet macht er einen guten Eindruck. Um 16:00 fahre ich auf den Platz. Juchhu, ich bin total früh am Ziel. Bitter nötig bei der Hitze! Aber auf dem Platz ist niemand. Und es gibt keinen Schatten, keine Bank, kaum Infrastruktur. Der Platz ist eine Enttäuschung! Schweren Herzens fahre ich weiter. Es ist ja noch früh und irgendwo in der Nähe werde ich bestimmt einen besseren Patz finden. Laut Herrn oder Frau Google gibt es einen netten Platz am Stadtrand von Warschau. Das sind nur 30 Minuten von hier. Inzwischen ist es 16:45. Es ist immer noch heiß. Diesen Platz werde ich nehmen, egal was kommt!
Zwischendurch kaufe ich noch schnell etwas für Abendessen und Frühstück ein. Ich lande bei einem riesigen Einkaufscenter. Da gibt es zwar viel Auswahl, ich brauche aber auch lange, bis ich gefunden habe, was ich essen will. Laut Navi wird es jetzt schon 18:05 bis ich am Campingplatz bin. Oder besser gesagt: gewesen wäre: ich gerate in die Warschauer Rushhour und als ob das nicht genug wäre, verursacht ein Unfall auch noch einen gigantischen Stau. Die Ankunftszeit für den Campingplatz rückt auf 19:30, es ist immer noch heiß. Das Thermometer am Motorrad stellt bei angezeigten 50°C seinen Dienst ein. Endlich stehe ich vor dem Campingplatz. Also laut Navi. DA IST ABER KEIN CAMPINGPLATZ!!! Nur ein Hotel. Ich suche im Netz nach einem B&B. In 3 Kilometern gibt es eines. Mittlerweile ist mir alles egal. So stören mich denn auch die gut 70 Euro für das Zimmer mit Frühstück nicht. Es ist zudem so nahe am Eingang, dass ich mit nahezu letzter Kraft noch mein komplettes Gepäck ins Zimmer schaffe.
Duschen, das Frühstück (Müsli mit Obst und Jogurt) für den nächsten Tag wird zum Abendessen. Nudeln kochen geht ja nicht. Die Klimaanlage müht sich vergeblich, das Zimmer unter 30°C zu bringen. Bis ich meine Wäsche gewaschen und diverse andere Dinge erledigt habe ist es fast Mitternacht.
Ob ich morgen wohl früh genug loskomme? Die geplante Etappe ist recht lang. Ich will noch im Zentrum von Warschau die Bischofskirche anschauen. Kühler wird es auch nicht werden. Na denn: gute warme Nacht!
Dem Maddin sein Spruch des Tages:
"Nach dem Zeugnis und der Erfahrung aller Frommen ist die größte Anfechtung, keine Anfechtung zu haben."
Ausgaben
Treibstoff zt68,40 €16,95
Mittagessen zt13,65 € 3,25
Abendessen zt19,05 €4,52
Hotel zt285,- €67,70
Gesamt des Tages €92,42
Gesamt der Reise €316,17