Freitag, 02.08.2019                                               der fünfundvierzigste tag

Oh, ist das mühsam, aus dem Schlafsack zu krabbeln. Der Himmel ist strahlend blau. Oslo macht es mir doch schwer, mich zu verabschieden. Bei Gabi ist es anders. Die freut sich auf Zuhause. Mich erfüllt dieses wunderbare Gefühl glückseliger Melancholie, das ich immer habe, wenn ich dieses Land verlasse. Norwegen spricht so viele Seiten meiner Seele an. Aber es hilft ja nichts. Ich quäle mich aus dem Bett, wir frühstücken, machen uns fertig, packen die Motorräder und stellen zwischendurch immer wieder fest, dass wir viel zu früh sind.

Vom Campingplatz bis zur Fähre sind es nur 20 Minuten. Wir checken ein, warten .... und dürfen schließlich in den Bauch des Riesen fahren, verzurren die Motorräder und warten an Deck bis die Kabinen freigegeben werden. Eine Außenkabine mit Doppelbett. Cool.

Mensch gönnt sich ja sonst nichts :))

Wir verstauen unser Gepäck und bauen unser petit Bufet aus Brot, Käse und Nudelsalat auf - und verspeisen es auch! Dann gehen wir aufs Sonnendeck um die Ausfahrt aus dem Hafen mitzuerleben.

Gabi bleibt noch ein wenig in der Sonne, ich gehe zurück in die Kabine und mache ein Nickerchen. Durch das große Bullauge auf das Meer hinauszuschauen, das hat schon was. Vorhin der Blick achtern auf das Wasser hat mich daran erinnert, dass ich 1981 als wir damals zum Ende der Jugendfreizeit mit der Fähre von Larvik zurückgefahren sind, das gleiche melancholische Gefühl hatte. Auch damals stand ich auf dem Achterdeck und schaute zurück. Irgendwo müsste es sogar noch ein Foto davon geben.

Gabi kommt zurück und wir schlendern gemeinsam über Deck 7, wo das Leben tobt. Pizzeria, Cafe', Shops, Sushi-Bar, Irish Pub mit viel zu lauter Livemusik, es fehlt an nichts. Und ein Gewirr an Menschen. Wie halten Reisende das auf einer Kreuzfahrt mehrere Tage oder Wochen aus? Ich könnte das nicht.

Bis zum Abendessen verdücken wir uns nochmal in die Kabine. Auf dem Bett liegen, aufs Meer schauen, die Sonne auf die Haut scheinen lassen, einander spüren. Das ist schön!

Um 20:00 erwartet uns das Grand Buffet. Eine freundliche Kellnerin geleitet uns zu unserem Tisch. Sie kommt den Tischen am Fenster immer näher. Nee nicht? Doch! :) Wir bekommen einen Zweier-Tisch direkt am Fenster und werden, aber das ahnen wir jetzt noch nicht, bei Sonnenuntergang und Piano-Live-Musik viel zu viele leckere Sachen  zu uns nehmen. Zum Abschluss ein Espresso und ein Grappa wäre toll. Sowas scheint der gemeine Norweger aber nicht zu kennen? Dann muss es halt der Whisky zum Espresso tun. Geht auch. Na ja, ;)

Nachdem wir mehr als zwei Stunden im Restaurant gesessen haben, gehen wir noch einmal aufs Sonnendeck. Toll! Der Himmel auf der einen Seite tief schwarz, auf der anderen ein luftiges mattes Blau mit einem Streifen rotoranger Schattierungen. Uns fällt auf: erst seit Oslo erleben wir wieder so etwas wie richtige Nacht. Und die empfangen wir jetzt mit einem ausgedehnten Verdauungsschlaf.

Dem Maddin sein Spruch des Tages:

"Die Heilige Schrift ist ein Fluss, in dem ein Elefant schwimmen muss und ein Lamm gehen kann."

Oslo - Kiel                             ca. 432 Seemeilen

Ausgaben

(Torsten)

Fähre                                        €726,60

Mitbringsel                            €20,45

Getränke                                 €16,86

 

(Gabi)

Kaffee und Kuchen             €10,69

 

Gesamt des Tages:              €774,60

 

Gesamt der Reise:               €6250,10