Wir stehen gar nicht so spät auf. Wir lassen uns auch nicht viel Zeit fürs Frühstück. Wir möchten gerne früh genug von unserer Tour durch Oslo zurück sein um noch ganz entspannt zu essen und die Sachen für morgen schon weitestgehend zu packen.
Bus und Bahn bringen uns ins Stadtzentrum. "Von Majorstuen" ist es nicht mehr weit zum Vigelandpark. Ganz schön viele Menschen hier. Die machen es mir echt schwer, Fotos zu machen, auf denen nur die Skulpturen des berühmten Bildhauers zu sehen sind. Und ich habe mir vorgenommen, ausnahmslos alle (!) Skulpturen auf die Speicherkarte zu bannen. Vor dem Drücken des Auslösers kommt das Betrachten. Die Skulpturen wirken lassen. Überlegen, aus welchem Blickwinkel ich die Impressionen am besten treffen könnte. Ich hoffe, Gabi wird es nicht langweilig. Das könnte dauern! Denn ständig stehen diese blöden Touris im Weg und die wollen auch noch fotografieren. Immer schön entspannt bleiben ;)
Am Ende habe ich über 200 Fotos gemacht. Hier eine "kleine" Auswahl:
Inzwischen ist es 12:00. Wir besuchen noch das Vigelandmuseum. Es gibt einen Überblick über die künstlerischen Einfüsse, die Arbeitsweise und die Techniken Vigelands.
Um zum Norsk Folkemuseet, also dem Volksmuseum zu kommen, nehmen wir dann tatsächlich mal den Bus. Der fährt hier im 5-Minuten-Takt und in eben so vielen Minuten zu unserem Ziel. Das Freilichtmuseum ist echt spannend und mensch könnte einen eigenen ganzen Tag dort verbringen. Da wir vor dem Museumsbesuch aber noch einen Supermarkt gesucht und gefunden haben um uns für die Mittagspause zu versorgen, ist es inzwischen 14:30. Das Freilichtmuseum beherbergt hauptsächlich für Norwegen typische Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus verschiedenen Regionen des Landes. Ich habe es aber hauptsächlich auf die Stabkirche abgesehen, die früher in Gol stand. Befindet sich doch ein selbst gebautes (okay, es war ein Baukasten) Modell davon in meinem Wohnzimmer! Stabkirchen faszinieren mich. Ihre Bauweise, ein ausgetüfteltes Stecksystem, ist genial und ihre meist etwas düstere, mysthische Atmosphäre, ich mag das.
Wir trinken noch einen viel zu teuren Kaffee im Museumscafe', dann überlegen wir, was wir noch machen wollen. Ich habe mal wieder mehr auf dem Plan als zu schaffen ist. Zur Wahl stehen zum Abschluss des Tages der Strand (es ist echt heiß, also richtiges Strandwetter) oder das Widerstandsmuseum. Wir entscheiden uns für das dritte Museum an diesem Tag. Boah sind wir gut ;)
Zum ÖPNV gehört auch ein Boot, welches uns auf dem Wasserweg hinüber zur Akershusfestung bringt. Das Widerstandsmuseum dort gibt einen Einblick in die Zeit der deutschen Besatzung 1940-45. Es verschweigt nicht, dass auch Norweger mit der Besatzungsmacht zusammenarbeiteten und von ihr profitierten. Im Fokus stehen aber die vor allem Formen des Widerstands. Die Königsfamilie unterstützte Widerstandsgruppen aus dem englischen Exil über Ansprachen in geheimen Radiosendern. Die Betreiber dieser Radiosender verbreiteten außerdem wichtige Informationen für die vielen kleinen Gruppen im Widerstand. Diese Gruppen verteilten Flugblätter und führten Sabotageaktionen durch. In kleinen Werkstätten wurden heimlich Waffen hergestellt, mit dem, was gerade zur Verfügung stand. Die Kirchen stellten sich gemeinsam mit den Lehrkräften geschlossen gegen die Beeinflussung der Bildungspolitik. Der gesamte Klerus entließ sich sozusagen selbst und Gottesdienste wurden außerhalb der Kirchen gefeiert, wo die Nazis keinen Zugriff hatten.
Irgendwie bin ich froh, dass ich bislang eine solche Zeit nicht erleben musste. Zu den Kollaborateuren würde ich sicher nicht gehören. Aber hätte ich auch den Mut, in den Widerstand zu gehen, das eigene Leben einzusetzen? War ich doch schon als Kind immer der, der eher weglief, wenn es brenzlig wurde. Wie groß wäre meine Angst? In Friedenszeiten lässt sich gut reden. Mir fällt Petrus ein, der vor der Gefangennahme Jesu groß tönt, er würde nicht von seiner Seite weichen, um ihn nur kurze Zeit später zu verleugnen. Was für ein Mensch wäre ich in einem Nazi-Deutschland? Würde vielleicht erst dann deutlich, was für ein Mensch ich bin? Wie gut, dass es solche Museen gibt!
Es ist 17:00, im Vinmonopolet holen wir noch eine Flasche "Camp" (der Rotwein mit dem Bulli) und später beim KIWI vorm Campingplatz noch Pizza und Chips. Würde der Urlaub noch länger dauern und unsere Essgewohnheiten weiter so verkommen, wir würden mit 20kg mehr auf der Waage nach Hause kommen. :)
Aber erstmal müssen wir zurück zum Campingplatz. Mit der Metro geht es flott nach Røa. Und dann warten wir auf den Bus. Hat wohl etwas Verspätung? Als mehr als eine halbe Stunde so gar nichts passiert, versuche ich nochmal, die App des ÖPNV herunterzuladen. Diesmal klappt's. So erfahren wir, dass der Bus mit Motorschaden liegen geblieben ist (wenn ich das Norwegisch richtig übersetze). Der nächste Bus käme in 20 Minuten. In fünf Minuten, verrät die App, fährt die Straße ein Stück weiter oben eine andere Linie, die in der Nähe des Campingplatzes hält. Die nehmen wir und kommen um 19:00 endlich an unserer Hütte an. Jetzt aber schnell die Pizza in den Ofen. Und damit wir morgen keinen Stress haben, packen wir noch schnell alle Sachen separat ein, die wir morgen auf der Fähre mit in die Kabine nehmen wollen. Das meiste bleibt aber auf oder an den Motorrädern.
So endet der Abend gemütlich mit Wein und "Schöps".
Dem Maddin sein Spruch des Tages:
"Wir sind im Vergleich zum Teufel wie die Samenkörner des Löwenzahn, welche die Kinder wegpusten."
Ausgaben
(Torsten) nüscht :)
(Gabi)
Lebensmittel €6,90
Kaffee €7,22
Wein €11,96
Lebensmittel €25,30
Gesamt des Tages: €51,38
Gesamt der Reise: €5475,50
Tag 5 Schwerte - Mansfelder Land
Tag 6 Mansfelder Land - Groß Düben
Tag 22 Skarsvåg - Nordkap - Skarsvåg
Tag 35 Sunndalsøra - Geiranger
Tag 38 Haukeland - Bergen- Haukeland
Gustav Vigeland
Geboren am 11.04.1869 in Mandal (siehe unsere Norwegenreise 2016) wurde Vigeland zu dem angesehendsten Bildhauer Norwegens. 1921 handelte er mit der Stadt Oslo eine Vereinbarung aus: Die Stadt wollte sein derzeitiges Domizil abreißen und dort eine Bibliothek bauen. Gegenüber vom Frognerpark sollte er ein neues Wohnhaus und Atelier bekommen und lebenslang von der Stadt versorgt werden. Im Gegenzug würde er der Stadt alle seine Arbeiten zur Verfügung stellen. 1924 bezog er den Bau und in den nächsten zwanzig Jahren entstanden die Skulpturen, die heute im Vigelandpark zu bewundern sind. Im Museum, gegenüber des Parks sind die Entwürfe aus Gips zu sehen und diverse Arbeiten in Bronze.
In seiner frühen Zeit war Vigeland von Constantin Meunier beeinflusst, dessen Skulpturen realistische Darstellungen moderner Arbeiter sowohl ihre vereinfachte Formensprache als auch grundlegende Details auszeichneten. Vigeland aber waren diese Arbeiten zu idealisiert. Er wollte den durchschnittlichen Menschen darstellen.
Eine zweite Prägung kam durch Rodin. Sich abkehrend von der eher mythologischen Darstellung früherer Skulpturen war das Ziel beider Künstler eher, die Dynamik und Emotionalität zwischenmenschlicher Beziehnungen einzufangen.
Gustav Vigeland lebte hier bis zu seinem Tod am 12.03.1943