Montag, 29.07.2019                                                  der einundvierzigste tag

So richtig früh kommen wir nicht aus dem Schlafsack. Vor allem haben wir Mühe, wach zu werden. Irgendwie habe ich unruhig geschlafen. Am Unwetter in der Nacht allein kann es nicht gelegen haben. Das hielt sich in Grenzen. Viel Wind, zwei entfernte Donner und ein paar kurze Regenschauer. Mehr war nicht. Vielleicht hat die Unruhe in mir auch damit zu tun, dass das Ende unserer Reise nun unausweichlich naht. Morgen werden wir in Oslo sein, der letzten Station vor Zuhause. Irgendwie bin ich wehmütig, habe das Gefühl, ich könnte noch Jahre so weiterreisen. Vielleicht ist es ganz gut, dass für die nächsten Tage kühles, regnerisches Wetter gemeldet ist. Da mag der Abschied etwas leichter fallen?

Beim Frühstück treffe ich Joachim. Das ist einer der Jungs aus Holland. Er spricht echt gut deutsch. Die wollen heute noch um 15:00 in Kristiansand auf die Fähre nach Hirtshals. Sportlich! Gute Fahrt, Jungs und seid behütet!

Es wird 9:50 bis wir loskommen, aber wir haben es ja nicht weit und die Straßen werden keine besonders großen Herausforderungen bieten. Noch sind es herrliche 21°C. Bis Geilo, wo wir unser erste Pause planen, sind es 1:30. Die Straße führt über die Hardangervidda. Das is noch einmal ein ganz anderes Stück Norwegen, mit einer ganz eigenen Faszination.

Irgendwo im Nirgendwo erstehen wir noch eine Rentiersalami. Wir haben ja versprochen, am Sonntag zur Sommerkirche eine mitzubringen. Auf einem kleinen Parkplatz bieten (vermeintliche?) Samen in drei kleinen Grashütten Souvenirs an. Von Schaf- und Rentierfellen bis hin zu Salami gibt es eine bescheidene Auswahl an Dingen, die dem Touristen gefallen könnten.

In Geilo gibt es einen großen Spar mit kleinem Parkplatz. Eigentlich ist es noch zu früh fürs Mittagessen. Aber was soll's? Essen geht immer! :)

Dann biegen wir auf Fv40 Richtung Kongsberg ab. Auch diese Straße unterer Ordnung ist so gut ausgebaut, dass die einzige Herausforderung darin besteht, geduldig hinter gemütlich dahinjuckelnden Wohndosen auszuharren bis sich nach vielleicht zwanzig Kilometern die Chance ergibt, das Beschleunigungspotential unserer Motorräder auszuloten. Okay, wir sind jetzt auch nicht die Typen für waghalsige Überholmanöver in unübersichtlichen Kurven.

In Rødberg legen wir noch eine Kurze Pause ein. Beim KIWI, einer Art norwegischem Aldi kaufen wir für das Abendessen und das nächste Frühstück ein. Was wir nicht bekommen, ist Cappuccino und so etwas wie Tofu für das Champignongeschnetztelte, das es heute Abend geben soll. Also halten wir ein paar Kilometer vor dem Campingplatz nochmal in Veggli beim Xtra an. Dort finden wir nicht nur die fehlenden Sachen, es finden uns auch zwei Kaffee und zwei Schokomuffins. :)

"Holman-Camping" ist ein kleiner Platz direkt am Fluss. Die Rezeption ist geschlossen. Ein Schild heißt uns herzlich willkommen und erlaubt uns, einen Zeltplatz zu suchen oder eine Hütte zu nehmen. Freie Hütten erkennt mensch an dem Schlüssel, der außen steckt! Sie kosten zwischen 300 und 800 NOK und machen einen wirklich guten Eindruck. Ebenso das Sanitärgebäude oberhalb des Platzes, an dem wir unser Zelt aufschlagen. Alles ist in Holz gehalten, stilvoll gebaut, von hoher Qualität und absolut sauber. Keine Selbstverständlichkeit!

Nach dem Duschen kümmere ich mich ums Essen. Das Nudelwasser habe ich etwas spät angestellt. Jetzt ist das Geschnetztelte fertig, während die Nudeln noch kochen. Ich drehe das Gas unter der Pfanne mit dem Geschnetzteten mit der Sahnesoße ab. Was für ein Glück. Als ich Gabi das Besteck reichen will, komme ich mit dem Arm an den Griff der Pfanne. Die Hälfte des Geschnetztelten bleibt in der Pfanne. Die andere Hälfte verteilt sich über den Tisch und Gabis Hose. Ich wieder!

Gabi rettet so viel von der Soße wie es geht und packt es wieder in die Pfanne. Etwas Wasser dazu, schön durcherhitzen und die Nudeln sind jetzt auch fertig. Wir leben noch ... und satt geworden sind wir auch. Gabi hatte natürlich die größere Portion! :)