Heute lassen wir uns wirklich Zeit mit dem Aufstehen und auch mit dem Frühstück. Gabi kämpft noch leicht mit ihrer Migräne. Trotzdem möchte sie lieber aktiv sein als rumzugammeln. Also machen wir uns irgendwann startklar für eine Wanderung in die Hardangervidda, der größten Hochebene Europas. Wir haben von einem Wanderweg zum Vøringsfossen gelesen. Den Wasserfall werden wir finden, den Wanderweg nicht. Aber das wissen wir jetzt natürlich nocht nicht. Also fahren wir voller Zuversicht los, ökologisch wie wir sind, mit nur einem Motorrad. Gabi steigt hinten auf und ich fahre los. Huih! Das kenne ich ja gar nicht mehr. Gabi auch nicht. Die Maschine verhält sich doch etwas anders, wenn hinten jemand sitzt. Umso mehr als die hinten Sitzende es auch nicht mehr gewohnt ist, nicht selbst den Lenker in der Hand zu haben. Ein echtes Abenteuer. Gabi wird das so schnell nicht wiederholen wollen :) Dabei fahre ich echt vorsichtig und relativ langsam.
Laut der Wegbeschreibung soll der Startpunkt für die Wanderung hinter zwei Tunneln beim Måbø-Museum zu finden sein. Wir fahren durch zwei Tunnel. Dann kommt ein Hinweisschild zum Museum. 500m. Dann kommt ein Parkplatz mit ein paar Holzhütten. Das ist doch nicht? Nee, kann nicht. Dann kommt der nächste Tunnel. Das war doch? Wenn mensch von der anderen Seite kommt, steht dort auch ein weiteres Hinweisschild zum Museum. Aber das sehen wir natürlich erst auf der Rückfahrt. Und das soll nicht das Einzige bleiben, was heute schief geht. Wir fahren durch zwei weitere Tunnel und dann sind wir an einem Parkplatz, der zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Wasserfall führt. Wir ziehen uns um und laufen bis zu einer Kante, die uns tief in die Schlucht blicken lässt.
Der Versuch an einem Sturzbach weiterzulaufen, misslingt leider. Abgesperrt. In der Ferne erkennen wir einen weiteren Aussichtspunkt. Wir laufen ein Stück an der Landstraße entlang dorthin.
Von dem zweiten Aussichtspunkt führt ein kleiner unscheinbarer Weg in die Vidda. Wir sind fast allein und kommen also doch noch zu so etwas wie einer Wanderung durch die wilde Natur Norwegens ;)
Relativ weit oben machen wir eine ausführliche Mittagspause mit Wasser, Brötchen, Gurke und Rentiersalami. Die besteht allerdings nur zur Hälfte aus Rentierfleisch. Der Rest ist Schwein. So eine Sauerei!
Mir kommt die Idee, dass dies hier ein guter Ort sein könnte, meine Mini-Drohne auszuprobieren. Mehr so ein Spaßteil, nix Professionelles. Die Drohne wird über das Handy gesteuert. Ob das klappt? Na, dann mal los! Einschalten und Drohne mit dem Handy koppeln. Check! Starten. Die Rotoren drehen. Wie war das mit der Steuerung? Ah, so geht es nach oben. Die Drohne steigt ein paar Meter in die Luft. Und wird direkt vom Wind abgetrieben. Egal. Erstmal schnell ein Video starten. Mh, das war jetzt nur ein Foto. Wie ging das nochmal mit dem Lenken? Die Drohne wird immer weiter abgetrieben. Inzwischen ist sie gute 200m weg. Ah, so ging das mit dem Video. Was steht da in roter Schrift? "Akku fast leer-die Drohne wird gelandet!" Nee, diese kehrt nicht automatisch zum Urspungsort zurück. Sie landet einfach. Oje, da sind aber viele Sträucher und Gestrüpp. Die Drohne verschwindet im Dickicht und ich arbeite mich durch selbiges in der schwachen Hoffnung, das kleine Ding nicht als Müll der Natur überlassen zu müssen. Gabi dirigiert mich derweil von oben in die ungefähre Richtung. Und tatsächlich: da liegt sie!
So kehren wir mit einem (schlechten) Drohnenfoto und vielen klassisch gemachten zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir gönnen uns noch einen Kaffee und ausnahmsweise ;) auch ein Stück Kuchen. Gabi bekommt die letzte große Kaffeetasse, ich nur eine kleine. Kostet dasselbe. Die junge Frau hinter dem Tresen erklärt mit entwaffnender Gelassenheit, dass die großen Tassen leider alle weg seien. Ich versuche, es mit der gleichen Gelassenheit hinzunehmen. Grrmmpf!!! Der Rhabarberkuchen, den wir zu dem Kaffee für erstaunlich günstige 39 NOK erstehen, ist zwar nicht schlecht, aber die Kuchenstücke klein und die Rhabarberstücke kaum zu finden. Von der Vareler Legende sind diese weit entfernt.
Zurück auf dem Campingplatz mache ich erstmal ein Nickerchen während Gabi die Füße ins Wasser hängt.
Beim Abendessen kommen wir mit einer Gruppe junger Niederländer aus Apeldoorn ins Gespräch, die gestern schon am Nebentisch "Schwimmen" gespielt haben. Auch sie gehören einer evangelischen Gemeinde an. Wir sprechen über die Situationen unserer Kirchen und stellen fest, dass Säkularisierung und Überalterung ein gemeinsames Problem ist.
Irgendwann machen wir uns fertig für den Schlafsack. Heftige Windböen fegen über den Platz. Der Himmel nimmt diverse Farben an und die ganze Campingwelt bringt alles in Sicherheit, was womöglich nicht sturmfest ist. Aber erstmal zieht das Unwetter an uns vorbei, ohne dass auch nur ein Regentropfen fällt. Es soll eine unruhige Nacht werden. Aber das erzähle ich morgen.
Dem Maddin sein Spruch des Tages:
"Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen."
Ausgaben
(Torsten)
Kaffee und Kuchen €13,37
(Gabi)
Limonade €4,80
Gesamt des Tages: €18.27
Gesamt der Reise: €4708,67
Tag 5 Schwerte - Mansfelder Land
Tag 6 Mansfelder Land - Groß Düben
Tag 22 Skarsvåg - Nordkap - Skarsvåg
Tag 35 Sunndalsøra - Geiranger
Tag 38 Haukeland - Bergen- Haukeland