Wir stehen wie immer recht gemütlich auf und frühstücken erstmal. Heute wollen wir nach Bergen. An der Rezeption erstehen wir zwei Bergen-Cards und schauen auf den Busfahrplan: der Bus ist gerade weg; der nächste fährt in vierzig Minuten um 11:39. Wir suchen ein Plätzchen im Schatten und warten. Es ist jetzt schon so brutal heiß, dass es kaum auszuhalten ist. Wasser trinken hilft ein wenig. Oh, ich hab' Maddin im Zelt liegen lassen. Gabi ist so lieb und holt ihn. Danke, mein Schatz! Maddin soll schließlich in zwei Bergener Kirchen noch Selfies machen. Noch ahnen wir nicht, wie wichtig er heute werden soll.
Mit Bus und Straßenbahn sind wir in einer guten halben Stunde in Bergen. Die Entscheidung, welche Straßenbahn wir nehmen, fällt leicht. Es gibt nur eine! :)
Wir machen uns auf den Weg zu Turistinformation. An Maddin haben wir zwar gedacht, aber den Stadplan von Bergen haben wir natürlich "Zuhause" liegen lassen :) Die Information muss irgendwo beim Fischmarkt sein. Wir laufen drei Mal drumherum. Wo ist bloß die Touristeninformation? Irgendwann fällt uns ein kleines grünes "I" über dem Fischmarkt auf. Ein kleiner Eingang, und eine Treppe führt ins Obergeschoss zur Information. Dort erstehen wir einen kostenlosen Stadtplan.
Mein Mini-Highlight des Tages: der kleine Rallye-Saab (Bild oben) erinnert mich an mein jugendliches Interesse an diesem Sport. So einen hätte ich damals auch gerne gehabt. Oder einen Lancia, oder einen Audi Quattro Sport, oder einen, ..... :)
Der Fischmarkt bietet allerlei Köstlichkeiten. Aber die Preise hauen einem echt die Kronen aus den Zähnen. Und die Art und Weise wie die lebenden Königskrabben und Hummer angeboten werden, raubt mir eh jede Lust, sie zu probieren. Also schnell wieder raus hier. Auf der Straße fallen mir die vielen Überwachungskameras auf. Komisches Gefühl. In Skandinavien hätte ich damit so nicht gerechnet. Die Zeiten ändern sich.
Wir erkunden das alte Hanseviertel. Das tun allerdings außer uns auch hunderte anderer Touris. Norwegen ist halt kein Geheimtipp mehr. Als ich 1981 zum ersten Mal hier war, war das noch ganz anders :( Ein wenig lässt das Viertel dennoch erahnen, wie es früher hier zugegangen sein mag. Vielleicht gar nicht so anders? Viel Trubel, viel Geschäft ;)
Unser nächstes Ziel ist die Marienkirche. Mit der Bergen-Card haben wir freien Eintritt. Leider ist auch hier das Fotografieren strengstens verboten. Und die beiden jungen Frauen, die hier ihren Ferienjob machen, passen "höllisch" auf und schreiten rigoros ein. Zwei Fotos vom Altarraum gelangen dennoch auf geheimnisvolle Weise auf die Speicherkarte der Kamera. Aber wie soll der kleine Luther hier ein Selfie von sich machen? Das würde sofort auffallen. Kurzerhand nehme ich Maddin und gehe mit ihm zu einer der beiden jungen Frauen. Ich zeige ihr den kleinen Mann und erkläre ihr, dass er gerade auf Tour durch Nordeuropa ist und in jeder Kirche, die er besucht, ein Selfie machen möchte. Ob das hier wohl auch irgendwie ginge? Die gerade noch strenge "Aufpasserin" findet das "soooo süüüß", dass sie mich heimlich mit auf die Empore nimmt. Dort darf Maddin sein Selfie machen. Wir müssen nur aufpassen, sagt sie, dass der Organist nichts mitbekommt. Geht doch! ;) Und: Danke, das war total nett!
Wir gehen weiter zur Domkirche. Die ist leider völlig verrammelt und zumindest von außen in einem erbärmlichen Zustand. Schade. Also gehen wir wieder ins Zentrum und machen jetzt so richtig auf Kultur. Gleich fünf Museen gibt es und wir suchen jenes aus, welches ein paar Gemälde von Edvard Munch beherbergt; also eigentlich suche ich das aus ;).
Inzwischen ist es 16:00 und wir sind völlig platt. Also fahren wir mit der Bahn nach "Nesttun". Dort fährt unser Bus ab, der uns zum Campingplatz bringen wird. Und dort können wir auch einkaufen.
Wir müssen heute noch Wäsche waschen, kochen, packen und zwischendurch treffen wir noch das Ehepaar aus Osnabrück, mit dem wir uns in dem Museum auf der Fähre unterhalten haben.
Gabi versucht noch ein Selfie und ich versuche, die Route für morgen zu planen. Um 7:00 soll es losgehen. Frühstück gibt es dann unterwegs. Die Idee dabei: bis zur Mittagszeit wird die Hitze noch halbwegs erträglich sein. Vielleicht können wir dann schon auf dem nächsten Campingplatz sein. Ein kleiner Abendspaziergang, dann schlüpfen wir in die Schlafsäcke. Morgen bricht die letzte Woche unserer Reise an. Komisches Gefühl.
Dem Maddin sein Spruch des Tages:
"Denn ein Herz voll Freude sieht alles fröhlich an, ein Herz voll Trübsal alles trübe."
Ausgaben
(Torsten)
Bergen-Card €58,50
Eintritt €18,81
(Gabi)
Lebensmittel €6,90
Lebensmittel €7,73
Kaffee und Kuchen €13,37
Lebensmittel €18,08
Gesamt des Tages: €123,39
Gesamt der Reise: €4534,87
Die Marienkirche
ist das älteste erhaltene Gebäude Bergens und somit natürlich auch die älteste Kirche hier. Und das Besondere: sie wird auch heute noch als Kirche genutzt. Erbaut wurde sie vermutlich so um 1150.
Die großzügige Ausformung der Kirche deutet darauf hin, dass sie eine Hauptkirche der Stadt gewesen ist. So wurde z. B. das Thing der Stadtbewohner auf dem Marienkirchhof abgehalten.
1408 wurde sie die Kirche der deutschen Kaufleute in Bergen und blieb dies bis 1766.
Die Domkirche in Bergen
So ungefähr 1200 n. C. kamen die Franziskaner nach Bergen und übernahmen die Kirche, die 1248 abrannte - da besteht aber wohl kein kausaler Zusammenhang ;) - 1270 wurde sie dank König Magnus Lagabøter, als prächtige Klosterkirche wieder aufgebaut. Die franziskanische Klosterkirche war nüchtern und fast ohne Schmuck, was auch bis zum heutigen Tag ihr Erscheinungsbild prägt. Bis zur Reformation ist kaum etwas über die Kirche bekannt. Der erste lutherische Bischof, von Bjørgvin, nahm die alte Franziskanerkirche als Domkirche in Gebrauch, und sorgte für ihre erste Orgel aus Bremen.
Umfassend restauriert wurde die Domkirche zuletzt um 1880. Damals wurde das Rokokko-Interiereur entfernt und die Kirche erhielt das meiste der heutigen Einrichtung. Im Jahre 1997 bekam dem die Kirche eine neue 61 stimmige Orgel, hergestellt von Riegaer Orgelbauer Österreich. Aktuell (2019) ist die Kirche offiziell wegen Wartungsarbeiten geschlossen.