dienstag, 09.07.2019                                             der einundzwanzigste tag

Frühstücken, packen, alles ist wie immer. Es ist ordentlich warm und etwas ist doch anders als bislang: ein Heer von Mücken fällt genüsslich über uns her. Während Gabi die Strategie des ständigen Ortswechsels anwendet, ergreife ich die der stoischen Gelassenheit. Beides funktioniert nicht :)

Irgendwann sind wir soweit und fahren los. In Lakselv machen wir die erste Pause und kaufen etwas zu essen. Das Paar vor uns an der Kasse hat sein Geld am Angelplatz vergessen. Dass muss einer nochmal los.

Die nächste Pause in Olderfjord beschert uns wieder eine nette Begegnung. Im "Russenes Kro" bei zwei Tassen Kaffee und einem (!) Stück Kuchen treffen wir einen älteren - also älter als ich :) - Biker aus Bonn. Der arme Kerl hat seine Einzipper für die Motorradklamotten zu Hause gelassen. Ist ja Sommer, hat er gedacht und ist jetzt nur mit der Sommerkluft unterwegs. Irgendwie hat er nicht bedacht, dass der Sommer hier oben ein anderer Sommer ist als in Deutschland. 11°C und Wind, manchmal auch Regen sind so kein Spaß.

Wir haben noch ein gutes Stück bis Honningsvåg. Tanken und für zwei Tage einkaufen ist unser Vorhaben dort. Und dann schnell weiter. Wir wollen nämlich gerne in Skarsvåg eine Hütte nehmen. Je früher wir dort sind, desto größer ist die Chance, eine zu bekommen. Gerade fahren wir auf die Tankstelle als ich im Augenwinkel mehrere Motorräder mit den Kennzeichen FRI, WTM und LER sehe. Ein Freudenschrei entfleucht mir in den Helm. Mache ich mich doch sonst immer darüber lustig, dass ich, egal wohin ich im Ausland komme, immer auf Ostfriesen treffe. In diesem Urlaub sind das die ersten. Und schon höre ich hinter mir ein kräftiges "Moin!" Einer der Jungs hat uns gesehen und kommt gleich aus dem Cafe' hinter der Tankstelle angelaufen. Der Aufforderung auf einen Kaffee reinzukommen können wir natürlich nicht mit Ablehnung begegnen. Hütte ade! :) Beim Kaffee erfahre ich, dass einer Jungs in der Albrechtstraße in Wilhelmshaven aufgewachsen ist. Dort wohnten meine Großeltern. Die vier wollen heute noch ans Nordkap und so lange bleiben bis die Anlage offiziell schließt. So ca. 1:00 werden sie mit ihren Motorrädern vor die bekannte Weltkugel rollen. Was natürlich verboten ist. So was würde ich ja nicht machen!

Wir sechs machen noch ein paar Fotos mit uns und den Bikes. Dann trennen sich unsere Wege. Viel Erfolg, Jungs. War schön, euch zu treffen!

Bis zum "Base Camp North cape" sind es noch zwanzig Kilometer. Ganz haben wir die Hoffnung auf eine Hütte noch nicht aufgegeben .... okay, wir sind natürlich zu spät. Wir probieren es noch auf zwei anderen Campingplätzen, an denen wir gerade vorbeigefahren sind. Ohne Erfolg. Also zurück zum Base Camp. Wir werden im Zelt übernachten. Die junge Frau in der Rezeption bietet uns aber für die Nacht darauf eine Hütte an. Wir können sogar zwischen drei Kategorien wählen: Eine einfache Hütte mit zwei Betten. Eine Hütte mit Betten, Kochstellen und Gemeinschaftsbad und die "Familienhütte" mit eigener Küche und Bad. Wenn schon, denn schon; wir nehmen das Letztere. Kostet ja nur 1175 Kronen. Aaaahhhh!!!

Auf dem Platz gibt es eine gut eingerichtete Gemeinschaftsküche mit mehreren gemütlichen Tischgruppen. Dort werden wir nach dem Zeltaufbau unser Abendessen bereiten. Denken wir jetzt noch.

Eine Stunde später setzen wir uns in den zweiten "Gemeinschaftsraum" und bestellen Pizza (je eine) und zwei Gläser Wein. Heute achten wir mal nicht auf's Geld :)

Später erleben wir noch ein kurzes Schauspiel. Schon zu Hause hatte ich im Netz gelesen, dass öfter eine kleine Rentierherde den Platz überquert. Jetzt werden wir Zeugen dieser kleinen Attraktion.