Ich wollte mich auf die Spuren der Reformation begeben. Das ist mäßig gelungen. Vieles konnte ich im Internet recherchieren und viele historische Orte waren eher touristisch "vermarktet" oder schlicht nicht zugänglich.
Ich wollte mit Menschen über ihren Glauben ins Gespräch kommen. Vielen interessanten Menschen bin ich begegnet. Mit einigen haben ich über ihren Glauben sprechen können, aber es waren allesamt Touristen wie Gabi und ich. Die Idee, im Vorfeld Kontakte zu knüpfen, blieb eine Idee. Es ist mir nicht gelungen, auch nur einen solchen Kontakt herzustellen. Das ist schade.
Dennoch habe ich einiges darüber erfahren, wie unterschiedlich sich das Selbstverständnis von Christinnen und Christen in den einzelnen Ländern entwickelt hat. Viel mehr als in Deutschland spielt sich das Leben evangelischer Gemeinden in den bereisten Ländern eher im Innern ab, ohne große gesellschaftliche Relevanz oder Wahrnehmung. Eine Ausnahme bildet vielleicht Norwegen mit dem Konstrukt der Staatskirche. Aber auch hier hat die Zugehörigkeit zur Kirche kaum Auswirkungen im Alltag.
Eine andere "Erkenntnis": bei der Beschäftigung mit historischen Personen fällt auf, wie intensiv Menschen im 18. und 19. Jahrhundert miteinander vernetzt waren. Vor allem waren sie neugierig aufeinander und haben begeistert voneinander gelernt. Das ging also auch schon ohne Internet!
Deutsche Geschichte ist an vielen Orten präsent, mal mehr mal weniger deutlich und nicht immer ist es ein rühmliches Kapitel der Geschichte. Leider! Ich bin ausgesprochen dankbar, dass so viele Menschen die Geschichte nicht verallgemeinern und mir als Deutschem offenherzig und freundlich begegneten.
Dankbar bin ich auch meiner lieben Gabi, die das alles so mitgemacht hat, meist mit Begeisterung, machmal auch echt tapfer. Was für ein Privileg, mit einer solchen Partnerin solche Dinge erleben zu dürfen. Danke!
Das Reisen mit Motorrad und Zelt ist einfach klasse. Es bringt mich viel näher an die Menschen. So viele Begegnungen, so viele interessante Gespräche. Egal wie unterschiedlich wir reisen, wir sind neugierig aufeinander und auf die Welt.
Alle zwei bis drei Tage wollte ich ein Video erstellen. Das hat nicht funktioniert. Die Zeit hat einfach gefehlt und der Umgang mit der Technik hat mich überfordert. Entweder hatte ich die falschen Dinge mitgenommen oder ich hatte zwar die richtige Technik, mich aber im Vofeld nicht intensiv mit der Bedienung auseinandergesetzt. Immerhin: ich habe die Drohne wiedergefunden! :))
Religionsgeschichtliche Highlights waren für mich die Friedenskirche in Schweidnitz und der Kreuzhügel in Litauen, aber auch der Bericht über den Widerstand gegen die Nazis in Oslo. Es beeindruckt mich immer wieder, wie Menschen unter widrigen Umständen ihrem Glauben sichtbar Ausdruck verleihen.
Mein landschaftliches Highlight war der Aursjøvegen. Das war nochmal ein anderes Stück Norwegen als ich es bisher erlebt hatte. Auch die Arktis hat ihren eigenen Reiz. Die Landschaft ist anders: unaufdringlich und dennoch intensiv. Die Menschen sind anders, auch die, die dort reisen. Die Lofoten sind sicher nochmal einen längeren Aufenthalt wert, ebenso wie die Gletscher und die Haupstadt Norwegens. Klar muss mensch einmal im Leben am Nordkapp gewesen sein. Und nachts "heimlich" mit den Motorrädern vor die Wetlkugel zu fahren, ist schon irgendwie aufregend. Aber ein Mal reicht dann auch. Eine Walsafari rate ich dringend nur bei Flaute zu machen ;) Wer gute Bilder machen will, braucht zwingend eine exzellente Ausrüstung und richtig viel Glück.
Mein persönliches Schlüsselerlebnis: in den letzten Tagen der Reise wurde mir immer deutlicher, dass diese Art zu reisen mir wirklich entspricht. Ich hatte das Gefühl, noch "ewig" so weiterreisen zu können. Dann öfter mal ein paar Tage irgendwo bleiben, viel intensiver Menschen kennen lernen und dann weiterziehen. Was für ein Traum!?
Nach sieben Wochen unterwegs ist vieles zur Routine geworden, aber nie langweilig. Das ist ähnlich wie beim Pilgern.
Ich weiß noch nicht, was das alles für den nächsten Urlaub bedeutet (der wird definitiv kürzer). Das wird sich fügen. So wie sich alles so wunderbar fügt: das Wetter (dieses Glück immer ist schon unverschämt), die Begegnungen, die Erlebnisse. Am Ende bleibt eine tiefe Dankbarkeit.