Der zweite Tag beginnt mit einem reichhaltigen , für mich viel zu kurzen Frühstück. Aber: ich bin in Israel - und gespannt, was mich erwartet. Noch ahne ich nicht, wie wenig ich von diesem Land eigentlich weiß, wie diffus meine Vorstellungen von Landschaft und Menschen sind.
Das erste Ziel des Tages ist Rosh-Hanikra direkt an der Grenze zum Libanon. Und am Mittelmeer. Ach ja, das Mittelmeer spült nicht nur in Europa seine Wellen an den Strand! War mir gar nicht so bewusst;)
Hier hat das Meer ganz Arbeit geleistet und aus den Kalkfelsen Grotten und Höhlen ausgespült. Die kann man/frau besichtigen, also einen Teil davon, nämlich die israelische Seite. Aber zuvor gilt es, mit der wohl kürzesten aber steilsten Seilbahn der Welt eine Etage tiefer zu fahren.
Dann gibt es einen kleinen Film, projiziert auf die Grenzmauer mitten in einem Tunnelstück, das die Briten dereinst in den Fels getrieben haben.
Die wollten nämlich eine Bahnlinie von Haifa nach Beirut bauen. Hat nicht so ganz funktioniert.
Schon im Alten Testament ist dieser Ort übrigens erwähnt (Josua 11, 8) und 332 v. Chr. hat vermutlich Alexander der Große hier schon einen ersten Tunnel in den Stein gehauen. Ganz schön was los, hier.
Nun wird es aber Zeit wieder in den Bus zu steigen. Wir fahren über den Golan, in der Ferne ist der Berg Hermon zu sehen, das einzige Skigebiet Israels. Ramziah erzählt, dass letzte Woche mal wieder Raketen flogen. Das Skigebiet wurde für einen Tag gesperrt, danach ging es fröhlich weiter. Noch erahne ich nur, welch skurrile Auswirkungen andauernde militärische Konflikte auf Menschen zu haben scheinen. Das soll sich im Lauf der Reise ändern.
In der Nähe des Banyas-Wasserfall machen wir einen kurzen Stopp. Zum Wasserfall selbst führt ein kleiner Pfad bergab. Aber wir haben natürlich keine Zeit;) So schauen wir uns unweit des großen Parkplatzes das Gelände an. Ein stählernes Relikt aus alten Zeiten und ein paar blühende Pflanzen stehen für die ambivaente Geschichte dieser Region.
Wir fahren weiter zum Banyas, einem der drei Quellflüsse des Jordan. Wir sind hier im heiligen Land: eines der Verbotszeichen auf der Hinweistafel am Eingang des Parkplatzes weist darauf, dass "man nicht auf dem Wasser laufen" darf.
Direkt am Fluss stehen eine Reihe von Bänken und Tischen, an denen wir unser Picknick genießen können. Die Sonne scheint, das Essen schmeckt - und wir haben Zeit! Als wir alles satt sind, starten wir einen kleinen Rundgang. Ein "Wanderweg" führt uns immer wieder an den Fluss und kleine Seitenarme. Auch hier haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. Ich mache einen auf cool und drehe ganz viele kleine Videos mit meiner Gopro. Später werden alle diese Filmchen verloren gehen. Aber von dieser Blamage ahne ich jetzt natürlich noch nichts.
Puh, was für ein Tag. Das Abendessen haben wir uns verdient. Anschließend führt uns der Leiter des Kibbutz über das Gelände und erzählt uns von der Geschichte der Anlage und der heutigen Konzeption. Informationen zum Kibbutz auf der Homepage: www.nesammim.de.
Wir fallen todmüde ins Bett und sehen einem tiefen zufriedenen Schlaf entgegen. Morgen geht es auf den See Genezareth. Hoffentlich kommen wir in keinen Sturm;)