Montag, 11.07.2022                                                                                  der achte Tag

Wir essen unser Frühstücksmüsli auf unserem Zimmer. Dazu gibt es Kaffee und Tee, das gehört sogar zum Service. Soll heißen, auf dem Zimmer gibt es einen Wasserkocher und löslichen Kaffee sowie Teebeutel, aber immerhin. Um 8:30 starten wir und wären 15 Minuten später schon am Gullfoss, wenn wir nicht noch einer Herde Pferde auf der Straße den Vortritt hätten lassen müssen. Gabi ist ganz aus dem Häuschen. Hoffentlich kommt sie jetzt nicht auf dumme Gedanken. Für ein Pferd haben wir nun wirklich keinen Platz zu Hause. Nein, da muss ich mir keine Sorgen machen. Aber fotografieren muss sie die Szenerie natürlich ausgiebigst. :)

Um 9:00 sind wir am Gullfos, also dem "Goldenen Wasserfall". Noch haben wir den Ort fast für uns allein. Restaurant und Shop öffnen gerade erst. Der Weg zum Wasserfall ist kurz. Die Wassermassen bieten ein beeindruckendes Schauspiel. Noch schöner wäre es natürlich mit blauem Himmel. Anschließend drehen wir noch eine Runde durch den Giftshop. Hier kann mensch zu gigantischen Preisen diversen Sinn und Unsinn erstehen. Wenn in den nächsten Stunden die Touristenbusse ihre Ladung ausgießen, wird der Laden brummen. Mit uns machen sie leider kein Geschäft. Uns reicht ein Kaffee, bevor wir weiterfahren.

Auf der F35 wollen wir weiter zum Kerlingarfjöll und dann nach Varmahlid auf einen Campingplatz. Die F35 ist zwar eine Schotterstrecke, laut unserem Roadbook aber sogar ohne Allrad fahrbar. Das stimmt auch. Für ungefähr 10 Kilometer. Dann verwandelt sich die F35 in eine üble Wellblechpiste mit fiesen Schlaglöchern. Und es kommt, wie es kommen muss: irgendwann zerbröselt es uns unseren kranken Stoßdämpfer endgültig. Weiterfahren? Bis Varmahlid ist es definitiv zu weit. Wir fahren zurück nach Fludir. Dort gibt es zumindest eine Werkstatt. 

"I think we have a big problem", beginne ich meine Erklärung unserer Panne. Dank google weiß ich inzwischen auch, was Stoßdämpfer auf Englisch heißt. Jarek, der ursprünglich aus Polen stammt, schaut sich das Dilemma an. "Yes, you have a problem!" Er könnte den Originaldämpfer für den nächsten Tag bestellen, aber ob der zu der verbauten Spezialfeder passt? Wir notieren seine Mobilnummer und fahren erstmal einkaufen. Vielleicht können wir den Eratz für den Dämpfer aus Deutschland besorgen. Ich werde mal Kontakt zum Hauptvertriebspartner der Firma aufnehmen.

Aber erstmal fahren wir einkaufen. Gabi hat Hunger! Es ist 13:00.

Nach dem Mittagssnack schreibe ich die Firma StockundStein an. Die haben beim letzten Defekt schon den Ersatz per Express geschickt. Aber das war in Deutschland. Die Jungs antworten sofort. "Wie wäre denn die Adresse?" Wir geben die Adresse der Werkstatt an. "Okay, wir kümmern uns", kommt prompt die Antwort. Wenn wir Glück haben, kommt der Dämpfer noch diese Woche in Fludir an.


In Ermangelung einer freien Hütte oder eines Hotelzimmers und in Anbetracht der Kosten checken wir auf dem Campingplatz ein. Wir suchen uns einen halbwegs erträglichen Platz auf dem wenig heimeligen Gelände, klappen unser Dachzelt auf und bauen auch das VAUDE-Zelt auf, aber ohne die Schlafkabine. So haben wir sozusagen einen Aufenthaltsraum, der uns ein wenig gegen Regen, Kälte und Wind schützt. Kaffe trinken und Schokolade essen, kochen und abwaschen, dann ist es kurz nach 20:00. Zu früh, um zu schlafen? Nö. Wir sind erledigt von den Anstrengungen des Tages. Wie werden wir bloß die nächsten Tage in diesem doch eher öden Kaff verbringen? Und wie wird das mit dem Stoßdämpfer? Müssen wir am Ende unser Auto hier zurücklassen?