Wir stehen gar nicht so spät auf und kommen trotzdem erst um 11:00 los. In der Gemeinschaftsküche herrscht irgendwie eine komische Atmosphäre.
Ein paar Kilometer fahren wir auf der Ringstraße um schon bald zum Skaftafell, einem Ausläufer des Vatnajökull, abzubiegen. Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas. Am Skaftafell gibt es ein kleines Informationscenter für den Besuch des Nationalparks. Wir entscheiden uns für einen eher kurzen Wanderweg, der uns an den Rand der Gletscherzunge führt.
Für den Rückweg nutzen wir einen Nebenpfad. Dort sind so gut wie keineTouris unterwegs, ein echter Vorteil ;)
Eine nette alte Dame macht ein Foto von uns. Gabi frönt ihrer Leidenschaft für Naturfotos. Es ist wirklich schön hier.
Weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Wir tanken, kaufen ein und suchen uns einen Campingplatz in Kirkjubärjarklaustur. Wie mensch das wohl ausspricht? Wir schaffen es kaum, den Namen überhaupt irgendwie zusammenzubringen. In der Gemeinschaftsküche plötzlich ein großes Hallo: wir treffen die beiden sturmgeplagten Biker wieder. Sie haben sich offensichtlich gut von der Strapaze erholt.
Heute haben wir mal das VAUDE-Zelt aufgebaut. Gabi fürchtete, dass es für das Dachzelt zu windig sei. Wie wir wohl morgen übernachten ;)
Syngmann bittet den Pastor: "Jon, willst du mit mir beten?" "Am liebsten nicht, mein Freund. Ich bin ganz heraus aus solchen Dingen. Die heutige Zeit putzt sich die Zähne, statt ein Abendgebet zu sprechen. Gott würde laut lachen, wenn ich anfinge zu beten."
Vebi sinniert derweil über den Gletscher: "Zu gewissen Tageszeiten steht der Gletscher verklärt in einer besonderen Helligkeit da, und alles außer ihm wird armselig. Des Nachts, wenn die Sonne hinter dem Berge steht, wird der Gletscher zu einem stillen Schattenbild, das in sich selbst ruht und Mensch und Tier das Wort "nie" zuatmet, das vielleicht "stets" bedeutet."
Syngmann ist tot. Nebel verhüllt den Gletscher. Vebi schreibt in seinem Bericht: "Hier ist vielleicht hinzuzufügen, dass es einer jener Morgen war, an denen es aussieht als ob die Risse und Löcher in der Welt zugestopft und verschmiert wären; nicht einmal ein Spalt für ein Wunder ist geblieben."
Syngmann soll vor Ort beerdigt werden, teilt das Kirchenministerium auf Anfrage mit. Alle Ausgaben würden von dem Londoner Büro des Verstorbenen übernommen werden. Vebi darf nicht beerdigen, der Pastor will nicht - sie waren schließlich in dieselbe Frau verliebt.
Die Leiche wird aufgebahrt. Pastor Jon weigert sich, ein Gebet zu sprechen. Der Butler des Verstorbenen spricht irgendwas auf Englisch, so schnell, dass Vebi es nicht versteht. Eine Frau aus dem Dorf legt ein Gesangbuch auf die Brust des Toten, macht ein liturgisch perfektes (!) Kreuzzeichen und bedeckt das Gesicht des Mannes mit einem Tuch: "Der Herr sei dir gnädig."
Vebi übernimmt die Totenwache und beschließt für sich, die korrekte Ausführung der Beerdigung überwachen zu wollen.
Das Kirchenministerium teilt mit, dass die Kirche für die Beerdigung renoviert werden wird.
Vebi hält fest: " Neue Fenster wurden eingesetzt und das Dach repariert, Unrat aus der Kirche geschaufelt, um den Altar herum wurde Ordnung geschaffen. Eine Stiege von 48cm wurde an die Kirchentür gestellt, so dass die meisten Pfarrkinder, soweit sie rüstig und beweglich sind und normal lange Beine haben, in das Gotteshaus am Gletscher hineingelangen können.
Der Sarg wird in der Kirche aufgebahrt. Die Beerdigung soll stattfinden, aber der Priester hat sich aus dem Staub gemacht. Als er, völlig durchnässt, wieder auftaucht, weigert er sich hartnäckig, Syngmann zu beerdigen.
Tag 2 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 3 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 4 Seydisfjördur - Skaftafell
Tag 5 Skaftafell - Kirkjubäjarklaustur
Tag 6 Kirkjubärjarklaustur - Landmannalaugar
Tag 7 Landmannalaugar - Fludir
Tag 8 Fludir - Gullfoss - Fludir
Tag 13 Mödrudalur - Askja - Mödrudalur
Tag 14 Mödrudalur - Borgafjördur
Tag 15 Borgafjördur - Egilsstadir