Wir starten rechtzeitig vom Campingplatz und sind pünktlich am Check-In der Fähre. Nur um gebeten zu werden, umzukehren und in ca. 20 Minuten wiederzukommen. So sammeln sich diverse Fahrzeuge auf einem nahegelegenen Parkplatz. Gabi mahnt mich, bloß nicht direkt unter dem Windrad zu parken. Die Spitzen der gewaltigen Rotorblätter fegen gefühlt 30cm über dem Autodach durch die Luft. Ganz schön imposant.
Die 20 Minuten sind um und wir stellen uns brav in die Schlange vorm Check-In. Und warten. Irgendwie geht es in unserer Reihe deutlich langsamer voran als in den anderen. Am Schalter erfahren wir den Grund: der Drucker für die Tickets will vor jedem Druck mühsam mit Luftdruck gereinigt werden. Muss wohl mal ausgetauscht werden? Der freundliche junge Mann im Schalterhäuschen nimmt es gelassen. Wir auch.
Dann geht es endlich auf die Fähre. Rampe hoch, ein Mal im Kreis fahren und rückwärts einparken. Klappt perfekt. Glück gehabt, denke ich, und mache ein Gesicht, das sagen soll, ich bin Einparkprofi; interessiert aber leider niemanden.
Unsere Kabine empfängt uns mit Doppelbett, Dusche und TV. Wir gehen erstmal aufs Oberdeck, das Schiff inspizieren und das Ablegemanöver beobachten. Im Shop erstehen wir eine Tafel Schokolade und in einem der Cafes je einen Kaffee. Ich beginne, das Buch zu lesen, das uns Susanne und Hartmut mit auf den Weg gegeben haben. Ziemlich abgedreht :)
Wr machen noch ein Nickerchen, dann geht es zum umfangreichen Abendbuffet.
Noch lässt sich der Seegang aushalten und irgendwann schlafen wir friedlich und voller freudiger Erwartung ein.
Vebi erreicht sein Ziel. Es ist ein reichlich verfallenes Gehöft. Eine Frau lässt ihn herein und führt ihn in das Besucherzimmer. Dort sitzt er nun schon eine geraume Weile. Allein. Und friert. "Sollte er vielleicht die Frau suchen, die ihn hereingelassen hat und klagen, ihm sei kalt? Nein, es ist ebenso unwissenschaftlich wie unredlich, einen wissenschaftlichen Prozess aus moralischen Gründen mitten drin abzubrechen." Er soll ja schließlich nur beobachten.
Um Mitternacht, der Pastor sei immer noch unterwegs, gibt es Kaffee und Kuchen. Vebi erfährt von der Frau, dass der Pastor vor ein paar Jahren auf jedem Hof in der Gegend elektrisches Licht hat installieren lassen. Aha!?
Vebi bezieht sein Gästezimmer. Er kämpft mit den Fliegen. "Ist es gerechtfertigt, Fliegen zu töten, wenn an alles in Betracht zieht?"
Am nächsten Tag schaut er sich die Kirche an. Sie ist mickrig im Vergleich zu den Bauten direkt daneben. "Entweder hatten die Erbauer der Häuser nicht bemerkt, dass daneben eine Kirche steht oder sie wollten ihr auf die Zehen treten."
Vebi besucht den Kirchenvorsteher. Der bedauert sehr, dass die Frauen unterwegs seien und somit niemand da, der Kaffe kochen könne. Ausschweifend erklärt der Kirchenvorsteher, wie wichtig der Pastor für die Gemeinde ist, z.B. für das Beschlagen der Pferde. Was er denn verkündet, fragt Vebi den Kirchenvorsteher. "Keine besondere Lehre. Nun ist es nicht so, dass wir hier gegen Lehren sind, und am allerwenigsten, wenn man sich nicht nach ihnen zu richten braucht. Lehren sind doch zum Vergnügen da."
Vebi fragt: "Tut es euch leid, dass so viele Kinder ungetauft sind?" "Einige finden es vielleicht sonderbar, doch die Kinder gedeihen. Und der Pastor hat einfach nicht die Zeit."
Irgendwann kommen die Frauen zurück. Vebi versucht eine Unterhaltung. Die Bäuerin fragt: "Wozu gibt es eigentlich Bischöfe, wenn es nichts einbringt?" Jede Waschfrau verdiene mehr.
Vebi überlegt: "Vielleicht muss der, der hier schreibt, auch noch zum Mittelpunkt der Erde vordringen, ehe das Christenleben am Gletscher erforscht ist. Aber wo würde ich herauskommen?"
Tag 2 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 3 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 4 Seydisfjördur - Skaftafell
Tag 5 Skaftafell - Kirkjubäjarklaustur
Tag 6 Kirkjubärjarklaustur - Landmannalaugar
Tag 7 Landmannalaugar - Fludir
Tag 8 Fludir - Gullfoss - Fludir
Tag 13 Mödrudalur - Askja - Mödrudalur
Tag 14 Mödrudalur - Borgafjördur
Tag 15 Borgafjördur - Egilsstadir