Mittwoch, 20.07.2022                                                             der siebzehnte Tag

Farewell Iceland

Im Gemeinschaftsraum ist der Bär los. Eine 20köpfige Gruppe Jugendlicher mit ihren Betreuer:innen hat den Raum okkupiert. Alle Anderen müssen sich in ein paar übrig gebliebene Ecken quetschen. Die Luft ist zum Schneiden.

Ein letzter Tee nachdem sie weg sind, dann packen wir ein und machen uns auf den kurzen Weg nach Seydisfjördur. Wir haben gelesen, dass mensch besser schon am frühen Nachmittag dort ankommen soll, um noch einen Platz zu bekommen. Der dortige Campingplatz ist nicht sonderlich groß.

Jetzt ist es 12:00 und an der Rezeption stehen die Menschen in einer kleinen Schlange. Der Platz ist schon ordentlich voll. Wir stellen uns neben einen ziemlich neuen Allrad-Sprinter, perfekt nivelliert dank Luftfederung. Wir machen das mit einem Auffahrkeil. Dauert etwas länger, das Ergebnis ist nicht ganz so perfekt, spart uns aber ein paar tausend Euro.


Wir haben in Egilsstadir schon eingekauft, also gibt es erstmal Mittagessen. Dann laufen wir ein wenig durch den Ort, schauen hier und da, der "Regenbogenweg" führt uns zur Kirche, die irgendwie schlicht und doch total einladend wirkt. Oder vielleicht gerade deshalb?

Noch einen Kaffee, und Gabi bringt auch ein Stück Kuchen mit. Obwohl ich gar keins wollte! Na gut, dann ess ich's eben :)

Wir stellen fest, dass es hier abends auch Fisch gibt. "Fresh from the boat". Gabi kommt auf die praktische Idee, gleich nach einem Tisch zu fragen. Das soll sich als ziemlich weise herausstellen. Wir reservieren einen der letzten freien Tische. Ich freue mich darauf, bin ich doch schon seit gestern am Nölen, dass ich wenigstens ein Mal in Island frischen Fisch essen möchte.

Zurück auf dem Campingplatz werde ich mit "Hallo Torsten!" begrüßt. Kenn ich den? Nee, Bernd, so heißt der Mann, etwas älter wohl als ich, hat in der Zwischenzeit auf dieser Homepage gestöbert. Selbst Schuld, wenn mann die so fett auf dem Auto stehen hat :) Bernd ist der Besitzer des Sprinters neben uns. 

Auf der anderen Seite unseres im Vergleich zarten Suzukis steht ein T6. Vater und Sohn aus Unna sind damit gemeinsam auf Tour. Irgendwie kommen wir auf "Kirche" zu sprechen. Die beiden erzählen, dass zwei Männer aus ihrer Familie katholische Theologie studiert haben und Priester werden wollten. Beiden ist die Liebe "dazwischengekommen". Ach, wenn doch die verfassten Kirchen sich endlich von ihren lebensfremden Weltbildern und Strukturen lösen würden. Wir hören aus erster Hand, wie dramatisch der Priestermangel in der katholischen Kirche ist und welche Auswirkungen das hat. Kein Grund für uns Protestanten, sich genüsslich zurückzulehnen. Bei uns sieht es nicht viel besser aus. In meinem Kirchenkreis gehen in den nächsten 4 Jahren siebzehn Pastoren und zwei Diakone in den Ruhestand (nein, ich habe nicht vergessen zu gendern; sind alles Männer). Diese Stellen neu zu besetzen, wird nicht einfach werden.

 

Und schon ist es Zeit für unseren reservierten Tisch im Hotel Aldan. Kabeljau auf Pilzrisotto und Salat haben wir bestellt. Wow, das ist mal frischer Fisch. Perfekt zubereitet. Lecker. Auch das Risotto ist klasse. Das ist wirklich große Küche! Leider gleichen auch Portionsgröße und Preis einer Sterneküche, selbst wenn diese keinen hat. Ich nehme also ganz ganz wenig auf die Gabel, damit ich nicht nach zwei Minuten Hochgenuss bereits vor einem leeren Teller sitze. Zwei Mal das Hauptgericht, zwei Bier und für Gabi einen Nachtisch erleichtern die Reisekasse um seichte 13.340,-ISK.

Nicht satt, aber zufrieden krabbele ich in meinen Schlafsack. Ich werde schlecht schlafen in dieser Nacht. Ein spannender Urlaub in einem tollen Land geht zu Ende. Das macht mich immer ein wenig traurig. Abschiednehmen war noch nie meine Stärke.