Ich werde wach. Es regnet! Bah! Hilft nix: aufstehen, duschen, Auto aufräumen, Zelt abbauen und einpacken, dann gehen wir ausführlichst frühstücken. Kaffee, Tee, Porridge, Obst, Marmelade, Wurst, Käse, Rührei, Bacon, Brot und sogar Liebeskugeln. Wenn wir den verschiedenen Reiseberichten Glauben schenken, ist das für hiesige Verhältnisse absolut üppig. Wir unterhalten uns noch mit einem Paar aus Varel, ich schreibe Tagebuch und Gabi recherchiert mögliche POIs auf unserem Weg nach Borgafjördur. Das liegt ganz im Nordosten der Insel. Puffins gucken und Wandern stehen dort auf dem Programm.
Bevor wir starten, wollen wir aber noch tanken. Es gibt hier nämlich eine ganz besondere Tankstelle. In einem der Schuppen auf dem Gelände, verbergen sich zwei Benzinfässer, aus denen eine freundliche junge Frau aus dem Restaurant auf Anfrage Treibstoff zapft. Der Benzinpreis spottet sogar isländischen Beschreibungen und für 20 Liter Sprit braucht die Pumpe ebenso viele Minuten. Aber das ist den Spaß wert. Na ja, wenn mensch vorher nicht darüber nachdenkt.
Borgafjördur liegt nicht so weit entfernt, also gönnen wir uns noch einen kleinen Schlenker nach Süden zu einem urigen Cafe, in dem es leckere Pfannkuchen und heiße Schokolade geben soll. Das Cafe Saenautasel empfängt uns mit einem wirklich urtümlichen Charakter. An einer langen Tafel sind Tassen und Teller unterschiedlichster Art gedeckt, in dem kleinen Ofen prasselt ein wärmendes Feuer. Kurz sind wir versucht, einen der Islandpullis zu erstehen, die an der Wand zum Verkauf aufgehängt sind, aber 2500 ISK sind uns dann irgendwie doch zu viel. Also belassen wir es beim kulinarischen Genuss. Je vier Pfannkuchen aus Gänseeiern mit Rhabarberkompott, Schlagsahne und eine ganz Kanne heiße Schokolade bekommen wir aufgetischt. Mh, lecker! Nur das Bezahlen verdirbt den Spaß ein wenig: 5000 ISK. Bitte? Für fünf Mal Pfannkuchen mit heißer Schokolade hätten wir schon einen Islandpullover bekommen. Wer behauptet, Norwegen sei teuer ...!
Auf dem Weg zur Küste kommen wir noch an der wohl kleinsten Kirche vorbei, in der ich je gewesen bin. Es ist eine sogenannte Torfkirche. Ein schlichtes, fast unscheinbares Gebäude, das sich tief in die Wiese duckt. Innen eine einzelne Bank, ein hölzerner Altar, wie er einfacher und schmuckloser nicht sein könnte und ein ebenso einfaches Holzkreuz. Hier haben sich vor Urzeiten die wenigen Menschen aus der Umgebung getroffen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Vielleicht sogar ganz ohne einen Pastor? Dies ist kein Ort, an dem prunkvoll die Herrlichkeit Gottes gefeiert wird. Dies ist auch kein Ort, der in kunstvoller Schlichtheit zur stillen Meditation einlädt. Eher ein pragmatischer Ort für eine pragmatische Andacht. So viel wie eben nötig. Ich finde, das hat was.
Borgafjördur ist ein kleiner Ort an der Nordostküste Islands. Hier soll mensch wunderbar Puffins, also diese lustigen Papageientaucher gucken können und ein beeindruckendes Wandergebiet gibt es auch ganz in der Nähe.
Unsere Ankunft ist ebenfalls beeindruckend: viel dunkler könnte der Himmel nicht sein. Es regnet. Es ist windig. Richtig ungemütlich. Wir stellen das Auto einfach erstmal irgendwie ab und entern den Gemeinschaftsraum. Kaffee trinken, Karten checken, überlegen, was wir mit den letzten Tagen anfangen wollen und wo wir heute Nacht schlafen. Irgendwie müssen wir die Zeit rumbringen. Zum Wandern ist es nicht nur zu spät, bei dem Wetter ist das auch einfach nur blöd. Und die Puffins kommen erst am Abend vom Meer zurück.
Viel zu früh koche ich das Abendessen, aber um 19:40 machen wir uns endlich auf den Weg zu dem kleinen Hafen, der vier Kilometer entfernt auf einem Felsvorsprung eine Aussichtsplattform und sogar eine kleine Beobachtungshütte bietet. Das Wetter ist zwar etwas besser geworden, aber die Hütte bietet einen dennoch willkommenen Schutz vor dem Wind, um die Puffins zu beobachten, zu filmen und gefühlte 500 Fotos zu machen. Und ich bin mit meiner Kamera tatsächlich mal im Vorteil. Im Gegensatz zu Gabis Smartphone hat die nämlich einen optischen Zoom. Uns beiden gelingen tolle Fotos und der Tag endet mit einem glücklichen Gefühl.
Tag 2 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 3 Fähre Hirtshals-Seydisfjördur
Tag 4 Seydisfjördur - Skaftafell
Tag 5 Skaftafell - Kirkjubäjarklaustur
Tag 6 Kirkjubärjarklaustur - Landmannalaugar
Tag 7 Landmannalaugar - Fludir
Tag 8 Fludir - Gullfoss - Fludir
Tag 13 Mödrudalur - Askja - Mödrudalur
Tag 14 Mödrudalur - Borgafjördur
Tag 15 Borgafjördur - Egilsstadir