Samstag, 16.07.2022                                                                 der dreizehnte Tag

Wir stehen, mal wieder, um 7:00 auf und: es regnet. Ob unser Plan, heute ins Hochland zu fahren damit ins Wasser fällt? Na, so leicht lassen wir uns nicht entmutigen. Es soll so richtig ins Gelände gehen, mehrere Furten stehen auf dem Plan und ich möchte mal ausführlich filmen. Bei Regen wenig prickelnd, aber wir sind ja hartgesottene Outdoorfreaks - oder wie war das? :)

Erstmal aber kapern wir die urige wie kühle Gemeinschaftsküche und frühstücken. Zur Abfahrtszeit ist es dann tatsächlich trocken und später soll es sogar noch richtig sonnig werden.

 

Die F910, die aus nordwestlicher Richtung zur Askja führt, ist größtenteils recht gut zu fahren, zum Teil sogar launig im Rallyestyle mit bis zu 80km/h. Da muss ich mich ein wenig im Zaum halten, sonst muss die Frau neben mir sich wieder krampfhaft am Türgriff festhalten :) 


Das gilt besonders für die Rückfahrt, nachdem wir festgestellt haben, dass weder Schotter noch Wellblech oder Furten noch das Überfahren großer Felsblöcke dem Stoßdämpfer etwas anhaben können. Fahrerisch soll dieser Tag das absolute Highlight dieser Reise für mich werden.

Ein paar Kilometer nach dem Campingplatz zweigt die F910 ab und der Weg in die Wüste beginnt. Nicht ohne Grund weisen diverse Schilder in aller Deutlichkeit darauf hin, dass dieser Weg wirklich nur für Geländewagen gedacht ist.

Die Landschaft ist gigantisch, bisweilen unwirklich. Wegweiser im Nichts wirken surreal. Ich schwanke zwischen Faszination, Ekstase und Demut. Eine erste Furt wird zum Warm-Up für das, was hinter der Brücke über einen Wildbach auf uns wartet.

Als wir von der Brücke fahren denke ich noch: eine Toilette wäre jetzt nett. Aber eine Toilette mitten in der Steinwüste wäre vermutlich eine Fata Morgana. Kaum zu Ende gedacht, traue ich kaum meinen Augen. Da steht tatsächlich ein Plumpsklo! Das müssen wir natürlich ausnutzen.

 

Ab jetzt wird die Piste anspruchsvoller. Die zweite Furt ist ziemlich tief, hat eine starke Strömung und will in einem großen Bogen durchfahren werden. Huih, ist das aufregend. Auf der Rückfahrt werde ich die Furt aus filmtechnischen Gründen gleich drei Mal durchqueren; zu sehen auf meinem Youtube-Kanal "ossi on tour".


Die Landschaft bleibt faszinierend. Die Piste auch. Tiefsand, große Lavaplatten, die zu überqueren sind und kaum erkennen lassen, wo der Weg weitergeht. Ich schwanke zwischen, ..., ach, das hatten wir schon. Stimmt aber immer noch. Ich habe einen riesen Spaß.

Dreieinhalb Stunden brauchen wir für die gut 90 Kilometer bis zur Dreki Hütte, sozusagen dem Basiscamp für weitere Touren ins Hochland und zur Askja, zu Fuß oder mit einem Fahrzeug. Hier stehen Fahrzeuge und Zelte mit echtem Expeditionscharakter. Nein, neidisch werde ich nicht. Mir ist das so wie wir es machen Abenteuer genug.

Die Ranger an der Information erzählen, wir könnten acht Kilometer weiter mit dem Auto bis zu einem Parkplatz fahren. Von dort führt ein einfacher Weg 2,5km zur Askja. "Oder ihr nehmt den ebenfalls acht Kilometer langen Wanderweg von hier aus", sagt der Ranger, mustert mich skeptisch und fügt hinzu: "eine echte Challenge. Ich bin angefixt, aber ein Blick zu der Frau neben mir reicht, um zu beschließen, dass wir die einfachere Variante nehmen. Schließlich wollen wir heute noch zurück zu unserem Zelt und den Schlafsäcken. Also ich wäre ja ...

Wir setzen uns also wieder ins Auto und fahren zu dem beschriebenen Parkplatz. Gute Entscheidung, denn selbst der kurze Weg ist nicht ohne. Wir stapfen über ein Schneefeld. Ganz schön anstrengend. "Warum stöhnst du so?", fragt Gabi. "Och, ich bewundere nur die Natur!" Der Weg über die schneebedekcte Hochebene ist deutlich beeindruckender als das Ziel. Ein großer See und ein kleiner Kratersee, die Askja, mit türkis schimmerndem Wasser erwarten uns und ein paar andere Touris. Die Rangerin hatte gefragt, ob wir vorhätten, darin zu schwimmen. Aber 19° Wassertemperatur wären sicher zu kalt. Also ehrlich, wir kommen von der Nordsee! Allerdings finde ich keinen wirklichen Weg, der in den Krater hinabführt, sonst wäre ich ja ...

Es wird Zeit, sich wieder auf den Rückweg zu machen. Immerhin will ich noch ein paar kleine Filmsessions einlegen. Gabi ist davon zunächst so gar nicht begeistert. Aber da muss sie durch. Ich erkläre, vielleicht etwas zu resolut, dass sie ja schließlich auch schon viel Zeit für ihre Fotos gehabt hätte. Jetzt sei ich mal dran. Gabi ergibt sich in ihr Schicksal. Und dann haben wir beide Spaß. Gabi dreht, ich fahre, und Gabi macht das absolut toll. Am Auto sind zwei Gopros montiert, eine Kamera ist so positioniert, dass sie das Auto von hinten filmt, die andere führt Gabi, wenn das Auto auf sie zukommt. Zuhause werde ich ein nettes Filmchen daraus machen. Ich freu mich jetzt schon.

Und am Ende des Weges ist Gabi nochmal so richtig glücklich: "Schau mal! Ein Regenbogen! Und noch einer ... und da ....

Es ist 19:40 als wir den Campingplatz erreichen. Wir bezahlen die Gebühr für die zweite Nacht und buchen gleich noch ein Frühstück für den nächsten Morgen. Das haben wir uns verdient.

Beim Öffnen der Hecktür stellen wir fest, wie fein der Wüstensand ist. Bis in den Innenraum hat sich eine sandgelbe Schicht gebildet.

Ich koche Nudeln mit Tomatensauce - diesmal bekommt Gabi auch ihre Bohnen mit rein - und um 22:00 krabbeln wir unendlich zufrieden in unsere Schlafsäcke.