Freitag, 15.07.2022                                                                          der zwölfte Tag

Es ist kurz vor 7:00 und wir krabbeln aus den Schlafsäcken. Unser Frühstück bereiten wir in der Gemeinschaftsküche zu. Das ist gemütlicher als draußen vor dem Auto. Ja, wir sind keine hartgesottenen Outdoorfreaks. Ich vermisse mal wieder den Van.

Punkt 9:00 sitzen wir im Auto. Wir haben beschlossen, heute bis Mödrudalur zu fahren und morgen den Weg zur Askja auszuprobieren. Aber erstmal machen wir eine Pause in Akureyri. Süß, hier gibt es Ampeln mit Herzchen :)

Der Einkauf in einem Supermarkt, und der hier ist wirklich groß, ist fast schon Stress. Wir wollen gleich für zwei bis drei Tage einkaufen, denn in den nächsten Tagen werden wir hoffentlich keine Gelegenheit dazu haben. Es soll endlich noch einmal ins Hochland gehen. Wir fahren weiter, hier ist viel zu viel Trubel, und die Kreuzfahrtschiffe im Hafen beleidigen das Auge.

Der Myvatn, zu deutsch Mückensee, ist der viertgrößte See Islands. Das Naturreservat ist sehr fischreich und hat viele kleine Inselchen. Wir fahren dennoch daran vorbei. Wir wollen ja zum Geysir ...

... den es leider nur auf der Karte gibt. In der Realität befindet sich hier "lediglich" ein Geothermalgebiet mit dampfenden Heißwasserquellen, rauchenden Schornsteinen und vielen Touris. Trotzdem schön. Die drei Jungs mit ihren Uralgespannen, die wir vor ein paar Tagen an einer Tankstelle getroffen haben, sind auch gerade hier.

Bis nach Mödrudalur, unserem heutigen Ziel, ist es nicht mehr weit. Der Campingplatz ist echt urig. Er gehört zu dem letzten Hochlandgehöft Islands. Die Gebäude sind zum Teil aus Felsstein errichtet oder Holz und von außen mit großen Torplatten isoliert und gestützt. Ein Cafe-Restaurant gehört auch dazu. Wir gönnen uns Kaffee und Liebeskugeln. Keine Ahnung, warum die so heißen, aber sie sind absolut lecker. In Deutschland würden sie als Krapfen verkauft werden, aber Liebeskugeln finde ich viel kreativer - und vielleicht auch insprierend ... !?

Es gibt ein paar Toiletten und Duschen, alles recht einfach, und eine wirklich extravagante Gemeinschaftsküche. Nichts für verwöhnte Komfortcamper, aber um Welten besser als in Landmannalaugar.

Die Sonne gibt alles, was sie hat, und wir sitzen tatsächlich im T-Shirt draußen und genießen unseren Kaffee.

Sogar eine Kirche gehört zum Gelände. Die hat einer der früheren Bauern in Gedenken an seine verstorbene Ehefrau gebaut. Sogar das Altarbild hat er selbst gemalt, ist extra vermerkt. Das glaube ich sofort :)

Auch die Hofziege lerne ich kennen. Von ihr habe ich vor ein paar Jahren bei der Endurowanderin Svenja (www.svendura.de) gelesen. Liebe Svenja, Du musst schon was an Dir haben. Bei uns war sie längst nicht so nähebedürftig wie bei Dir ;)

Igendwann bauen wir auch unser Zelt auf und zwischen Auto und Zelt den Tisch und die Campingstühle. Zeit für ein spätes Mittagessen: Brötchen, Camenbert und Butter. Das Dachzelt bleibt geschlossen. Wir wollen morgen zur Askja, da ist es stressfreier, wenn wir nicht erst das Dachzelt und alle Campingsachen einpacken müssen, bevor wir losfahren. So kann alles in unserem VAUDE-Livingroom bleiben.

In der Ferne wird der Himmel schon wieder dunkel. Also machen wir uns noch kurz entschlossen auf den Weg Richtung Herdubreid. Wobei Weg das falsche Wort ist. Kleine Holzpfähle, die in größeren Abständen in der Erde stecken, weisen die ungefähre Richtung des angeblich vorhandenen Wanderweges. Weit kommen wir nicht. Den ersten Bach können wir noch mit ein wenig Kletterei überqueren. Der nächste ist zu breit und zu tief und die Brücke nicht mehr da, wo sie sein sollte. Den Herdubreid, diesen imposanten Berg mit dem schneebedeckten Gipfel, kann ich nur mit dem Zoom der Kamera in erreichbare Nähe holen.

Der Himmel wird immer dunkler, und außerdem ist es Zeit fürs Abendessen. Wir kehren um.

Vor das Abendessen hat Gott die Verpflichtung zu duschen gesetzt. Oder war es Gabi? Wir kaufen vier 100-Kronen Münzen für zwei Mal drei Minuten warmes Wasser. Mit einer gemeinsamen Dusche schaffen wir es sogar mit ein Mal drei Minuten. Das machen wir morgen nochmal so, dann können wir zwei Marken wieder eintauschen. Da haben wir echt gespart :)

Gabi muss noch 1000 Bilder posten, ich Tagebuch schreiben und irgendwann gibt es auch Abendessen.

Und wer nachts aufs Klo muss, kann auch noch einen tollen Himmel fotografiern. Könnte mensch auch so, aber wer steht schon freiwillig mitten in der Nacht aus dem warmen Schlafsack auf, ...