Sonntag, 23.08.2020                                                                       der zweite tag

Open-air-Dorf-Disco! Von Mitternacht bis 4:00 morgens ist an Schlaf nicht zu denken. Party? In Corona-Zeiten? Ich will gar nicht wissen, was da los ist. Ich döse noch ein wenig - was meine Laune nicht verbessert. Da hilft auch ein gemütliches Frühstück nicht wirklich.

Zwei Stabkirchen und die kleinste Holzkirche Deutschlands standen für heute auf der Liste. Es wird 11:00 bis wir endlich startklar sind. Also fallen die Stabkirche Hahnenklee und die Holzkirche in Elend der Zeit und der fehlenden Motivation zum Opfer. Wer will auch an so einem Tag schon ins "Elend"? Lediglich die Stabkirche in Stiege, die eigentlich gar keine richtige Stabkirche ist - sie ist nämlich in der Blockbohlenbauweise gebaut worden - werden wir uns anschauen. 

Etwa drei Stunden sind es bis dorthin. Zwischendurch wollen wir irgendwo ein zweites Frühstück einnehmen.


Es wird 13:00 bis wir aus lauter Verzweiflung vor einen McDoof rollen. Das hat mann davon, wenn mann vorwiegend die kleinen Landstraßen wählt. Da haben nicht mal die Tankstellen was zu essen, wenn es überhaupt welche gibt. Unser Glück: neben dem Fastfoodrestaurant mit dem ekligen Essen entdecken wir noch einen netten kleinen Döner-Imbiss. Besser als McDoof allemal. Ein Veggie-Döner mit Käse stillt den Hunger und geht auch als Mittagessen durch. Das hätten wir also schon mal und können uns auf den Weg nach Stiege machen.

Mensch glaubt es kaum, aber diese Stabkirche "Albrechtshaus" kam Anfang 1900 aus dem Katalog. Nein, nicht von Neckermann, aber von der Firma Witte aus Osterwieck. Die Blockbohlenbauweise nach dem Baukastenprinzip machte das möglich. Schon irgendwie cool. Gibt's leider heute nicht mehr; zumindest nicht als Stabkirche. Sonst käme ich in Versuchung :)

Für die damalige Zeit war dieser Baustil, den norwegischen Stabkirchen nachempfunden, innovativ, modern und wohl recht mutig. Muss eine fortschrittliche, aufgeweckte Gemeinde gewesen sein, die diesen Bau in Auftrag gab.

Spannenderweise steht sie mitten im Wald und hat ihren letzten Gottesdienst schon lange hinter sich. Ein Verein kümmert sich nun darum, die Kirche in den Ortskern von Stiege zu verlegen. Auch dort wird sie wohl eher Kulturobjekt als Kirche sein. Schade eigentlich.

Früher diente die Stabkirche als Kapelle für das "Albrechtshaus", einer Lungenheilanstalt. Von diesem Gebäudekomplex sind allerdings seit einem Brand 2013 nur noch Ruinen erhalten. Die Heilanstalt wurde schon 1993 geschlossen und der Komplex wurde zwei Mal weiterverkauft. Vergeblich wurden neue Investoren gesucht. Nun ist er wohl endgültig dem Verfall preisgegeben.

Von der Stabkirche ist es nur noch eine Stunde bis zum Campingplatz in Seeburg. Dort war ich im letzten Jahr schon mal (siehe Nordeuropa, Tag 5). Wir sind früh dran, bauen das Zelt auf und beschließen, heute mal nicht zu kochen ;). Die "Seeperle" ist nur 200m vom Paltz entfernt und hat bis 18:30 geöffnet. Es ist ist 17:30 als wir erklärt bekommen, dass die Küche schon geschlossen sei. Also essen wir in dem Restaurant, das auch 2019 schon das einzige am Ort war, welches am Sonntagabend noch Speisen anbietet. Der Fußweg hin und zurück (um den halben See herum - na ja gefühlt) erlaubt ein kalorienreiches Mahl. Lecker. Und teuer. Irgendwie fühle ich mich ein Jahr zurückversetzt. Nur zwei Dinge sind anders: ich sitze nicht allein am Tisch und wir erleben richtig nette Livemusik vom Chefkellner persönlich. Ob das Gesangstalent hier wohl Einstellungvoraussetzung ist?

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