Richtung Norden
Karneid - St. Valentin auf der Haide
116km - 6:57 h - 1520 Höhenmeter - 1360 Tiefenmeter
8,4km Singletrail
29,6km Weg
10,1km Straße
2,3km alpines Gelände
10% - 47% Steigung/Gefälle
Wir starten um 8:00. Sören ist längst zur Arbeit gefahren. Der arme Kerl muss echt früh los. Gerade mal 500 Meter sind wir unterwegs als es zu regnen beginnt. Na super. Wir ziehen die Regensachen an.
Nein, wir sind nicht mit dem Zug gefahren. Der Radweg wechselt hier tatsächlich von der einen Seite der Bahnschienen auf die andere und mensch muss die Bahnhofsaufzüge benutzen, um dorthin zu kommen.
Schon bald wird das Wetter wieder besser. Dass dieses nicht bis zum Ende des Tages so bleibt, ahnen wir glücklicherweise jetzt noch nicht.
Wir fahren durch Bozen und dann durch Meran. Hier waren wir doch schon mal? Ja, 2017 haben wir in ganz in der Nähe in im Torgglhaus übernachtet und hier verzweifelt nach etwas zu essen gesucht (siehe "Vier Hochzeiten und ein Todesfall"). Kurze Zeit später schon wieder: "Die Straße kommt mir auch irgendwo bekannt vor. Da müsste doch gleich ...? Ja, schau mal, der ERF" Hier arbeitet Sören. "Hallo Sören!" Aber der sitzt sicher gerade an einer Sendung oder so. Ein paar Kilometer weiter ein drittes Mal. "Das kenne ich hier auch!" Der Abzweig nach Terlan. Sörens erste Wohnung in Italien. Wann habe ich ihn hier nochmal besucht? Ich komme nicht drauf. Muss lange her sein :)
Bei Kilometer 68,6 machen wir Mittagspause an der Radlerbar. Noch scheint die Sonne. Schön hier. Lecker essen und die Akkus hängen an der Steckdose.
Bislang haben wir nur 5km und 10 Minuten mehr gebraucht als geplant. Das geht doch noch! Mh, soll aber leider nicht so bleiben.
Als wir weiterfahren, ziehen langsam graue Wolken auf. Es zieht zu. In Glurns angekommen wird es bedrohlich dunkel und windig. Wir retten uns in ein Cafe,bestellen erstmal Kaffee und Kuchen, um dann recht unfreundlich mit der Information konfrontiert zu sein, dass wir unsere Akkus hier nicht laden dürfen. Angeblich dürfe mensch das in Glurns nirgendwo außer an den Ladesäulen des örtlichen Anbieters am Bahnhof. Okay, die letzten Male hat es auch immer so gerade gereicht. Müsste auch heute eigentlich klappen. Wenn nichts dazwischen kommt.
Kommt aber. Gerade als wir loswollen, bricht ein Gewitter los. Es stürmt und gießt aus Kübeln! Donner und Blitz sind zwar noch entfernt, aber schön ist das nicht. Also fahren wir doch zum Bahnhof. Das heißt, wir versuchen es. Dort wo laut GoogleMaps der Bahnhof sein soll ist - nichts. HILFE!!! Also weder eine Ladestation noch ein Bus, der vielleicht Fahrräder mitnimmt. Doch, die soll es geben, aber für die schweren E-Bikes sind deren Fahrradträger ohnehin nicht ausgelegt. Da wir den Bahnhof trotz mehrerer Versuche nicht finden - meine Akkukapazität schwindet bedächtig - entschließen wir uns, doch den Fahrradweg zu befahren. Gabi hat Schiss vor dem Gewitter, dass immer noch in der Ferne tobt, und ich habe Schiss, dass der Akku bald leer ist.
Wir nähern uns St. Valentin auf der Haide, unserem heutigen Etappenziel. Noch 8 Kilometer; das Kiox zeigt noch 10km Reichweite. Es dauerregnet. Lächle, es könnte schlimmer kommen.Ich versuche ein Lächeln - und es kommt schlimmer: eine Umleitung. Und die ist so lang, dass 7 Kilometer vor St. Valentin mein Akku leer ist. Der Motor schaltet sich aus. Es geht noch vier Kilometer bergauf. Fahren? Keine Chance. Ich könnte dieses scheiß Fahrrad in den Graben schmeißen, mich daneben setzen und heulen. Gabis Akku hat noch Saft, aber sie schiebt aus Solidarität mit und erträgt mit ihrem Rest an Geduld meine schlecte Laune, sichtbar mühsam die Fassung bewahrend. Ob sie es jetzt gerade bereut, sich auf diesen Urlaub mit diesem Idioten eingelassen zu haben? Sie würde es nie zugeben ;)
Hatte ich schon erwähnt, dass es regnet. Ist das eine Scheiße!!!
Irgendwann kommen wir doch noch im Hotel an. Die letzten 3 Kilometer können wir wieder fahren (auch ohne Motorunterstützung). Froh über unser Zimmer legen wir uns trocken, hängen die nassen Sachen und Schuhe in den Trockenkeller, gehen heiß duschen und laben uns im Restaurant mit Pizza, Wasser, Wein und Espresso.
Was für ein Tag!