Als ich um 7:00 aufwache, ist es draußen noch ziemlich trübe. Um 9:00 scheint zwar die Sonne, aber es hat noch keine 2°. Die Sitzbank ist völlig zugefroren. Ich starte dick eingepackt, mit allem, was die Koffer zu bieten hatten und stelle die Heizgriffe auf die zweithöchste Stufe. Heute will ich eine Runde durch die Dolomiten drehen.
Erster Halt ist der Karer See. Schön, aber definitiv zu viele Touristen. Ich mache schnell ein paar Fotos und fahre weiter - zum Pordoijoch. Bin vermutlich der langsamste Motorradfahrer auf der Strecke, aber immer noch schneller als die Wohndosen, die immer mal wieder vor mir auftauchen:) Oben angekommen, trinke ich einen Kaffee und verdrücke ein ziemlich trockenes Brötchen für €5,-. Na ja!
Es folgen Passo Campolango und Grödner Joch und inzwischen scheint die Sonne so intensiv, dass die Temperaturen selbst hier oben auf angenehme 7° steigen. Die Softshelljacke kann schon im Koffer verschwinden.
Weiter geht es zum Sellajoch. Die Auffahrt nehme ich fast in Trance; Kurvenwedeln; bin richtig im Flow, die Linie meist perfekt, die Geschwindigkeit nicht annähernd rekordverdächtig, aber das brauche ich auch nicht. Will ja noch was von der Gegend sehen! ;)
Oh, ich könnte alle 50m anhalten und ein Foto machen. Vorhin habe ich auch ein paar Filmsequenzen gedreht - drehen wollen. Die Ergebnisse lassen zu viel Luft nach oben, um sie hier zu präsentieren. Das muss nächstes Jahr besser werden.
Dem Sellajoch folgen der Karerpass und der Nigerpass; weniger spektakulär, dafür längst nicht so touristisch. Überhaupt ist es diese Jahreszeit wunderbar geeignet, in aller Ruhe die Landschaft zu genießen. Ich habe allerdings auch echt Glück mit dem Wetter.
Ich fahre übrigens ohne Karte oder Navi. Mein "Roadbook" im Kartenfach auf dem Tankrucksack weist mir die grobe Richtung. Passt! Die Ausschilderungen sind so gut, dass ich mich nicht ein einziges Mal verfahren kann. Nur für den Weg zurück zu den drei "S" brauche ich wohl das Navi.
Auf dem Nigerpasse lege ich nochmal eine kleine Pause ein, bei lecker Kaffee und Apfelstrudel. Über St. Zyprian will ich zurück nach Karneid. Wenn ich auf dem Weg noch eine Kellerei finde, kann ich für Volker und Kirsten einen Wein erstehen und der Tag ist perfekt.
Kleiner Exkurs: bin ja stolzer Besitzer einer Companero-Hose von Touratech. Die Hose ist super. Wenn du nur die Sommerhose anhast, schaust du zwischendurch unwillkürlich nach unten um dich zu vergewissern, dass da nicht nur nackte Haut ist. Man spürt sie kaum. Beide Hosen übereinander, zumal noch mit langer Thermounterhose darunter, macht allerdings in bestimmte Situationen echt kompliziert. Von nun an vergewissere ich mich vor jedem Restaurantbesuch, ob es auch ein Stehklo gibt:) Drei Hosen nach unten zu bekommen ohne die Stiefel auszuziehen geht nur, wenn die Füße und Knie enge zusammen stehen Gut, wenn "Er" dann nicht allzu kurz ist:))
Es ist erst 16:00 als ich den erstaunlich industriell geprägten Stadtrand von Bozen erreiche. Zwischendurch ist mir keine Weinkellerei begegnet. Ob ich noch nach Tramin fahre? Mach ich. Und es bleibt nicht beim Wein.
Ein "goldener" Grappa kommt auch noch dazu:)
Kurz vor 19:00 bin ich dann wieder bei den "drei S" (Sören, Sara, Sulamith). Abendessen, packen, Tagebuch schreiben, quatschen und eigentlich zu spät ins Bett. Morgen früh geht es Richtung Deutschland.