Es pladdert, und zwar richtig. Und das wird fast den ganzen Tag so bleiben. Die ganze Nacht hämmerte der Regen schon auf das Holz unserer Schlummertonne. "Schlummern" war da gar nicht so einfach. Der Wetterbericht raubt uns jede Hoffnung auf Besserung. Berlin hat schon "Land unter" gemeldet. Dort muss es wirklich schlimm sein. Hoffentlich erreichen wir unser Tagesziel, Oberuckersse, im tiefen Brandenburg.
Jetzt sitzen wir erstmal bei einem opulenten Frühstück, und das ist sogar öko und fairtrade. Der Uhlenköper-Campingplatz bei Uelzen hat sogar einen kleinen Bio-Laden. So fühlen wir uns trotz des Regens herzlich willkommen. Natürlich bedauern uns alle, bei dem Wetter Motorrad fahren zu müssen. Stimmt, bei Sonne ist es schöner, aber wir haben es ja so gewollt. Ehrlich gesagt, es gibt Schlimmeres.
Meine Vorbereitungen, was die Pausen betrifft, sind diesmal ein wenig suboptimal. Den einen Bäcker, den ich zu Hause rausgesucht hatte, finden wir nicht. Das Cafe, das im Internet so einen gemütlichen Eindruck machte, öffnet erst in einer Stunde. Zu allem Überfluss lässt sich auch das für das Mittagessen geplante Bistro wegen einer großzügigen Umleitung und einer Menge gesperrter Straßen nicht finden. Nach vier Stunden im Regen landen wir bei einem großen Einkaufszentrum. Einzige Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme bietet eines dieser billigen Chinarestaurants. Fast so schlimm wie Mc Doof. Aber meine Hände sind völlig durchweicht, weil meine Sommerhandschuhe natürlich nicht wasserdicht sind. Gabis Fuß schwimmt förmlich im Wasser, als ob in ihrem Stiefel die Membran falsch herum eingebaut ist. Das Wasser kommt in den Stiefel hinein, aber nicht wieder raus:)
Egal, wir "laben" uns am chinesischen Buffet, trinken noch einen Kaffee und machen uns auf den Weg zum Oberuckersee. Das "Panoramahotel" soll für die nächsten zwei Nächte unsere Herberge sein. Mein Neffe und seine Frau haben diesen Ort für ihre Feier ausgesucht, weil er nahe an dem kleinen Ort, Templin liegt. Warum man/frau dort heiratet? Nein, sie wohnen nicht dort, aber Ort und Familienname sind identisch. Lustige Idee.
Bevor wir dort ankommen und sowohl die uns bekannten Verwandten treffen als auch die angeheirateten, müssen wir noch zwei Fähren mitten in der Pampa nutzen, deren Auf- und Abfahrten nicht ohne Herausforderung sind. Und alles im Regen:(
Etwa sechs Kilometer vor dem Ziel sehen wir das nächste Schild mit der Aufschrift "Umleitung". Wir folgen ihm, brav wie wir sind. Neue Wegweiser? Fehlanzeige. Wir sollen doch wohl nicht den kompletten See umfahren? Das wären mindestens 20 Kilometer Umweg. Wir fahren zurück, ignorieren das Umleitungsschild und fahren ein Stück in die Straße hinein. Ob wir doch der anderen Straße etwas weiter hätten folgen sollen? Nochmal umdrehen, wir probieren diverse Seitenstraßen, die aber immer nur an den See führen. Vielleicht ist die Umleitung ja nur ein Touristenwitz? Welche Touristen??? So blöde wie wir! Wir fahren den Weg, den das Navi vorgibt und landen an einer Straßensperre vor einer Baustelle. Dahinter ist die Straße aufgerissen, sieht nach Sand und Schotter aus. Wie lang die Baustelle wohl ist? Ob man/frau da durchkommt? Ein junges Pärchen im BMW meint, das wäre kein Problem. Also Gabi, bereit für das erste Offroad-Abenteuer? Gabi ist bereit - für ungefähr zweihundert Meter. Dann wird aus Sand und Schotter reiner Schlamm und Gabi nimmt mit ihrem Motorrad ein Schlammbad:)
Ich fahre beide Motorräder zurück auf die Straße und wir umrunden nun doch den See um mit ungefähr zwei Stunden Verspätung unser Ziel zu erreichen. Wie schön, dass es ein Abendbuffet gibt und die Betten bezogen sind:))