Punkt 8:00 sitzen wir am Frühstücksbuffet. Es ist üppig und lecker. Selbst gemachte Marmeladen, ein frisch zubereitetes Spiegelei und den Kaffee gibt es auf Wunsch sogar mit warmer (!) Milch. Was für ein Service. Wir sind eben nicht in Deutschland;)
Da es voraussichtlich bis abends nichts mehr geben wird (ich bin strategischer Pessimist), frühstücken wir ausgiebig. Den Rest des Vormittags daddeln wir, gucken Tour de France und beginnen schließlich mit dem "Upstyling! Um 14:30 holen Birthe und Mo uns ab. Wir fahren gemeinsam zur Kirche im Zentrum von Meran. Mein lieber Sohn macht mit seinen 24 Lenzen im Anzug eine gute Figur, aber seine hochschwangere Frau ist in ihrem Hochzeitskleid einfach zuckersüß!
Diesmal sind Gabi und ich nicht die Einzigen, die im Gottesdienst singen. Sören und Sara gehören zu einer eher evangelikalen Kirchengemeinde. So ist denn auch die Predigt zu Epheser 5, 21ff für mein theologisches Verständnis eine kleine Herausforderung.Das traditionelle Rollenmodell, das dem Mann die Hauptverantwortung zuweist,lese ich so nicht in diesem Text. Dafür sind die Eheversprechen, die die beiden füreinander geschrieben haben und nun vortragen (hier macht man/frau sowas), einfach sowas von romantisch ... ich könnte vor lauter Rührung Rotz und Wasser heulen.Hoffentlich sieht niemand meine feuchten Wangen ..... So warmherzig und fürsorglich kenne ich meinen Sohn gar nicht;)
Nach dem Gottesdienst gibt es vor der Kirche Weißwein und Apfelsaft direkt vom Winzer (Saras Onkel) und selbstgemachtes Gebäck. Gut, dass wir so wenig gefrühstückt haben:). Wo immer etwas Schatten ist, stehen kleine Gruppen; es hat 35°, obwohl es inzwischen fast 17:00 ist. Mir fällt eine Holzstatue auf, deren Inschrift besagt, dass sie Martin Luther darstellen soll. Die Italiener scheinen ein etwas anderes Bild von dem Reformator zu haben als der Rest der Welt? ;) Die Hochzeitsgesellschaft bricht schließlich auf zum etwa eine Fahrstunde entfernten Bürgerhaus in Tramin (ja, aus der Region kommt der Gewürztraminer). Dort findet die Feier statt. Philipp, der Trauzeuge führt durch das Programm. Ich habe den Eindruck, Marike hat ein Auge auf ihn geworfen. Ende des Jahres werde ich erfahren, dass es auf der nächsten Feier atsächlich gefunkt hat und meine Familie womöglich noch etwas internationaler wird.
Zunächst gibt es etwas zu essen. Endlich:) Die Saaner Frauen, so nennt sich die Region um Tramin, beglücen uns mit selbstgemachten Köstlichkeiten aus der Umgebung. Nach der Kartoffelsuppe gibt es Spinat- und Käseknödel, später ein Buffet aus Salaten, Käse und Schinken, weiterem Gebäck und um Mitternacht natürlich die obligatorische Hochzeitstorte. Das Programm zwischendurch ist bunt. Gedichte, Spiele, Musik und als Brautvater komme ich um eine Rede natürlich nicht herum; kurz und improvisiert, aber sowas mache ich ja öfter - nein, meine Predigten sind besser vorbereitet;)
Als wir nach der Torte aufbrechen müssen, beginnt die Jugend zu tanzen. Wenigstens das bleibt mir Tanzmuffel erspart:)). Ein schöner Abend mit netten Gesprächen findet sein Ende. Um 2:00 nachts fallen wir todmüde ins Bett.