Montag, 25.07.2016                                                                          der neunte Tag

Die Nacht war gut. Bis fünf Uhr. Dann fing es an zu regnen. Und hörte nicht wieder auf. Wir haben zum ersten Mal das Vergnügen, alle Sachen noch im Zelt einzupacken. Gar nicht so einfach, auch wenn unser Zelt nicht gerade klein ist. Das Innenzelt verschwindet wieder in seinem extra Packsack. Als alles verstaut ist, ziehen wir uns unsere Motorradklamotten an und die Regenkombi darüber. Wir stopfen das Außenzelt in die große Packrolle, beladen die Motorräder und ... nein, es hört nicht auf zu regnen!:) Also fahren wir los, zuerst in den Ort auf der Suche nach einer Tankstelle. Die Suche bleibt zunächst erfolglos. Dafür finden wir die Touristinformation mit angeschlossenem Bäcker. Die junge Frau öffnet gerade erst das Geschäft. Frühstück würde noch ein wenig dauern. Und teuer wird es auch. Aber egal, das brauchen wir jetzt!

Frisch gestärkt planen wir die weitere Route.

Es hat zwar aufgehört zu regnen, aber die Serpentinen stehen trotzdem nicht zur Disposition:(


Na ja, so kann ich wenigstens freimütig behaupten, ich hätte nur für meine liebe Gabi darauf verzichtet. Und kein Mensch erfährt, dass ich selbst bei dem Wetter einen gehörigen Respekt davor gehabt hätte.

Wir kaufen noch ein und dann geht es los, über Åmot nach Heddal. Irgendwo müssen wir noch tanken! Das klappt sogar noch in Dalen. Und wir haben mal wieder Glück: die weitere Fahrt verläuft - fast - trocken. In Heddal scheint sogar schon wieder die Sonne.

Inzwischen ist es Mittag, der Po tut weh und der Magen knurrt. Wir fahren auf den großen Parkplatz vor der Heddal-Stavkirk, suchen uns einen Tisch und verspeisen Knäckebrot, Rote-Bete-Salat (mit ekliger Mayonaise), je einen Apfel und einen Brie.

Dann schauen wir uns die Stabkirche an. Ein imposanter Bau, auch wenn die Größe bewusst dem touristischen Effekt dient. Die Bauweise rein aus Holz in einer Art Stecksystem ist wirklich faszinierend. Trotzdem muss ich gestehen, dass mir die Kirche in Eidsborg besser gefallen hat. Sie ist irgendwie ehrlicher.

Im Gebäude gegenüber gibt es ein Cafe mit einer kleinen Ausstellung zu Bau und Sanierung der Kirche. Ein "echter" Wikinger zeigt Besuchern (!) den Umgang mit Schwert und Speer.

Die Weiterfahrt nach Lund zum "Campingplatz Telemark" dauert nicht mal eine Stunde. Schon in Heddal haben wir überlegt, dass wir unbedingt eine Hütte wollen und die dunklen Wolken, die schon wieder aufziehen geben uns recht. Einziges Problem: auf dem Platz sind nirgendwo Hütten zu entdecken. Auch die Preistafel weist keine aus. Aber wir haben vor 3 Kilometern ein Hinweisschild mit dem Hütten-Symbol gesehen. Es ist 17:30. Also los. Der Magen knurrt. Zweites Problem des Tages: dem Hinweisschild folgt kein Campingplatz. Nach zwei Kilometern drehen wir um. Wir fahren bis Ulefoss und finden einen Hinweis, der nach Lille Ulefoss führt - und zu einem Anwesen, dass ziemlich edel wirkt. Bestimmt teuer. Die Rezeption ist nur telefonisch erreichbar. Wir bekommen eine merkwürdige Wegbeschreibung, die uns über einen Kilometer die Schotterstraße entlang führen würde. Ich schaue Gabi an. Schotterstraße? Mit Steigung? Wir kehren um. Auch ein kurzer Abstecher nach Vrangfoss führt zu keiner Unterkunft. Vielleicht hätten wir bei dem ersten Hinweisschild doch noch weiter fahren sollen? Wir probieren es und tatsächlich. Da! Auf der anderen Seite des Kanals, an dem wir entlang fahren, erblicken wir mehrere Wohnmobile. Wir biegen in die kleine Schotterstraße, die uns bestimmt über eine Brücke zum Campingplatz führt. Von wegen. Sackgasse. Dann vielleicht die nächste links; kann ja nicht weit sein. Nach 10 Kilometern geht es endlich links ab. Auf der anderen Seite des Kanals fahren wir wieder zurück Richtung Lund. Allein es fehlt ein neuerliches Hinweisschild und auch der Platz ist von hier nicht einzusehen. Ob wir schon daran vorbei sind? Das ist ja verrückt. Im Ort haben wir vorhin noch ein Schild gesehen: "Vandrejheim". Aber das ist bestimmt nur für Wanderer und Mitglieder. Nach zwei Stunden Irrfahrt landen wir wieder bei "Kanalcamping-Telemark". Dann bauen wir eben doch das Zelt auf. Ich erzähle dem freundlichen Herrn in der Rezeption von unserer vergeblichen Suche. Das hätte ich vielleicht zwei Stunden vorher tun sollen;) Kurzerhand ruft er in dem "Heim für Wanderer" an und reserviert das letzte verfügbare Doppelzimmer!

Auch dort werden wir freundlich empfangen und bekommen ein geräumiges Zimmer mit einem erstklassigen Bad. Vor allem freuen wir uns über die Fußbodenheizung. Da können eine Menge Sachen über Nacht trocknen.

In der Gemeinschaftsküche kochen wir noch schnell eine Kleinigkeit und fallen nach dem Abwaschen todmüde ins Bett. Eine Nacht in tiefem Schlaf erwartet uns.