Sonntag, 24.07.2016 der achte Tag
Es hat noch lange geregnet. Am Morgen steht dann auch die Wiese komplett unter Wasser und im Zelt hat sich in einer Kuhle ein kleiner See gebildet. Augen auf beim Zeltaufbau;)
Aber jetzt scheint schon wieder die Sonne. Gut gelaunt schlüpfen wir aus den Schlafsäcken und schauen gelassen dem Tag entgegen. Natürlich ist das Zelt noch nass. Aber ich habe ja, schlau wie ich bin;), einen zweiten wasserdichten Packsack mitgenommen, in dem wir das trockene Innenzelt separat verstauen. Ich hole die beiden Motorräder von der nassen Wiese auf den festen Asphalt und wir laden unser Gepäck auf. Nach Haukeli soll es gehen, wo laut Reiseführer zahlreiche Souvenirläden auf Touristen warten. Es sind dann derer drei! Für uns keine Enttäuschung, da wir Haukeli ohnehin eher als Pausenstopp vorgesehen haben. Zwei von den drei Verkaufsbuden verkaufen sogar lediglich billigen China-Kram, wie er auf vielen Flohmärkten angeboten wird. Wir kaufen in dem einzigen Zelt mit wirklich regionalen Waren eine Elchsalami als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Sie soll ihr Ziel leider nicht erreichen;)
Wir kaufen noch unser Mittagessen im nahegelegenen Supermarkt und machen uns auf den Weg nach Rauland. Eine traumhaft schöne Strecke. Beim Fiedler in Myllarguten lädt der Rastplatz zur Mittagspause. Horst Seehofer bekäme hier sicher einen Herzanfall: dicke Strommasten, deren Kabel direkt über den Parkplatz und die Straße gezogen sind. Mann/frau kann das Brummen der Stromtrasse hören. Erdkabel zu jedem der verstreuten Häuser wäre bei dem Gesteinsboden wohl sogar den Norwegern zu teuer?
In Åmot angekommen wollen wir für's Abendessen einkaufen. Der Parkplatz vor dem großen Spar ist merkwürdig leer. Geschlossen. Oh, Gott, es ist Sonntag! Wir überlegen, ob wir über Eidsborg nach Dalen fahren. Auf dem Campingplatz dort gibt es bestimmt etwas zu essen.
Es ist noch recht früh und in Eidsborg soll eine schöne kleine Stabkirche stehen, die wir besichtigen wollen.
Zu unserer Freude steht in Eidsborg nicht nur die Stabkirche, sondern sogar ein kleines Museumsdorf und eine Anlage mit einem bespielbaren Modell des Telemarkkanals. Die Kinder können Schiffchen durch die Schleusen fahren lassen. Gabi und ich können das auch:))
Eine nette Frau erklärt uns (und Anderen) alles Wissenswerte rund um die Kirche. Interessantes Detail: die kleinen Durchreichen vorne. Hier bekamen die "Aussätzigen" und Sünder, die nicht in die Kirche durften, das Abendmahl gereicht. Da hatte wohl wer seine Bibel nicht richtig gelesen. Aber das gibt es ja leider auch heute noch in manchen Gemeinden, dass Menschen des Abendmahls für unwürdig gehalten werden. Der Ausschluss von Kindern und Jugendlichen ist in vielen Gemeinden gängig und meine Landeskirche hält an der Minimalforderung der Taufe fest. Ich kann mich nicht erinnern, im Neuen Testament Jesus sagen zu hören: "Zu mir darf nur kommen, wer zuerst meinem Verein beitritt." Leute, die Gnade Gottes knüpft an keine Vorbedingungen. Das hat schon der alte Luther erkannt, an den wir doch 2017 mit so unendlich vielen Veranstaltungen erinnern.
Wir kehren zurück in die profane Welt und genießen im Museumscafe einen "traditionellen" Kaffee und ein gutes Stück Kuchen.
Wir fahren weiter zum Campingplatz in Dalen. Das wussten wir ja vorher: auf dem Weg liegt eine echte Serpentinen-Strecke. 12% Gefälle über gefühlte 20 Serpentinen. Nein, es waren nur fünf oder sechs. Für mich Respekt einflößend mit Spaßfaktor; Gabi ist froh, dass sie heil hinunter gekommen ist. Wir üben noch;) Vielleicht schon morgen? Wenn wir keinen Umweg machen wollen, müssen wir nämlich den gleichen Weg wieder zurück.
Der Supermarkt in Dalen hat natürlich auch geschlossen und der Campingplatz ist zwar total sauber und wunderbar gelegen - wir lagern direkt am Fluss -, aber die Lebensmittelversorgung beschränkt sich auf Eis und Chips. Also gibt es die restlichen Nudeln mit einem Teil der in Haukeli gekauften Elchsalami, etwas Knoblauch und ein wenig Käse. Geht auch. Nur das Mitbringsel für Zuhause braucht jetzt einen Ersatz:)
Zufrieden und erschöpft fallen wir in die Schlafsäcke. Gute Nacht!
