5:30! Ein ganz schön starker Wind da draußen. Ich liege noch kuschelig warm im Schlafsack als Gabi gerade vom Klo zurück kommt um von reichlich dunklen Wolken zu berichten, die nicht gerade langsam auf unser Zelt zutreiben. Also raus aus den Federn. Wir essen im Zelt schnell den Rest Brot von gestern und teilen uns die drei Bananen, die wir noch haben. Tee und Kaffee dann wohl später im nächsten Ort. Noch in Schlafsachen packen wir alles zusammen, ziehen zuletzt die Motorradklamotten an. Es tröpfelt schon. In Akkordzeit bauen wir das Zelt ab und packen es ein. Es tröpfelt immer mehr. Mit letzter Kraft und einem Puls von 180 verzurren wir alles auf den Motorrädern. Die Sonne scheint!
Also holen wir den Kocher aus dem Koffer und es gibt doch noch Kaffee und Tee:)), gemütlich auf der Gartenbank.
Dann brechen wir etwas müde aber guter Dinge auf.
In Vikerå schaffen wir es endlich, unseren Reifendruck zu kontrollieren. Das wollen wir schon seit Tagen. An einer Tankstelle finden wir ein etwas merkwürdiges Gerät, das dort an der Wand hängt. Es ist eindeutig zum Prüfen des Luftdrucks in den Reifen gedacht. Aber wie soll das funktionieren? Die Nachfrage bei der freundlichen Dame an der Kasse führt zur Ausleihe der "Airpistol", einem Adapter, der auf das Gerät draußen gesteckt wird und so die Verbindung zum Reifenventil herstellt. Reifendruck und Ölstand sind okay. Wir gehen im Supermarkt gegenüber einkaufen und fahren nach dem Verzehr von etwas, dass aussieht wie ein Hotdog, aber anders heißt, weiter.
Es geht nach Lauvik und mit der Fähre - inzwischen keine Aufregung mehr wert:) - nach Oanes und dann zum "Camping Preikestolen". Und prompt treffen wir die Biker aus der Schweiz wieder, die wir schon in Lindesnes kennen gelernt haben. Die erzählen, dass sie heute schon um 5:00 zum Preikestolen aufgebrochen sind. Sportlich! Wir bauen erstmal unser Zelt auf. Eigentlich wollen wir erst morgen auf dieses tolle Plateau wandern. Das Zelt steht um 14:00, der Bus zum Ausgangspunkt der Wanderung fährt um 14:45. Und die Sonne scheint. Wir beschließen, die Wanderung noch heute in Angriff zu nehmen.Hoffentlich überfordern wir uns nicht. Zwei Stunden soll der Weg nach oben dauern und genauso lange zurück. Noch ahnen wir nicht, dass wir es in eineinhalb Stunden nach oben schaffen und nur eine Stunde wieder nach unten brauchen. Sportlich, oder?! Der Weg ist leichter als gedacht, aber irre viele Mensche sind hier unterwegs. Menschen jeden Alters und jedweder Ausrüstung, von Wanderschuhen (die haben natürlich wir), mit dickem Rucksack und Wanderstöcken (haben wir nicht) über Sandalen bis zu Stöckelschuhen. Besonders beeindruckend: eine kleine asiatische Familie, die auch die sichtlich betagte Oma noch irgendwie da hoch zu bringen entschlossen ist. Oben angekommen machen wir ein paar Fotos, stärken uns mit Essen und Trinken (ja, einen kleinen! Rucksack hatten wir auch mit), beobachten teils amüsiert, teils mit stockendem Atem das bunte Treiben. Kaum zu glauben, dass hier nicht mindestens jeden Tag jemand in die Tiefe stürzt. Es gibt keinerlei Absicherungen, keinerlei Tafeln mit Verhaltenshinweisen. In Deutschland undenkbar.
Den Weg nach unten laufen wir im echten Flow. Kurz vor dem großen Parkplatz, noch auf dem Wanderweg, sehen wir den Bus losfahren, der uns zurück zum Campingplatz bringen könnte. Ich winke einfach mal und tatsächlich, der nette Busfahrer wartet auf uns. Sagte ich schon, dass die Norweger nette Menschen sind?
Jetzt sind wir geduscht. Noch Wäsche waschen, kochen, und morgen? Wir werden noch auf dem Platz bleiben; mal schauen, was der Tag bringt. Auf jeden Fall ausschlafen und super lange frühstücken!