Dienstag, 19.07.2016                                                                       der dritte tag

Um sechs Uhr werde ich wach. Denke ich. Es ist erst fünf! Na, dann bleiben wir noch ein wenig liegen. Um 5:40 hält Gabi es nicht mehr aus; das Klo ruft. Und wir müssen ja auch pünktlich an der Fähre sein. 7:10: die Motorräder stehen fertig gepackt vor der Rezeption. Die bestellten Brötchen gibt es erst um 7:30. Um 8:00 stehen wir an der Fähre. Einchecken, die Motorräder an die Seite stellen und warten ... wir sind die ersten Biker, aber nach und nach trudeln weitere ein. Wären wir bloß nicht so früh gewesen. Jetzt sind wir die ersten in der Reihe und wir waren doch noch nie mit Motorrädern auf einer so großen Fähre. Gerade als ich meinen Mut und meine mageren Englischkenntnisse zusammenraffe um den Belgier hinter uns zu fragen, ob er nicht vorfahren will, fährt eine abenteuerlich aussehende Gruppe aus Siegburg auf den Platz und setzt sich selbstbewusst an die Spitze der Schlange. Problem gelöst:)

Endlich geht es los. Die Auffahrt auf die Fähre ist leicht rutschig, aber wir schaffen es und parken die Motorrädern seitlich mit dem Vorderrad an der Bordwand. Aber wie benutzt man/frau jetzt diese komischen Spanngurte? Einer aus der Siegburger Gruppe zeigt es uns. Nett, diese Siegburger! Alles ist gut, langsam sinkt der Adrenalinpegel wieder auf ein erträgliches Maß. Auf dem Weg an Deck sehen wir, dass die Fähre wie ein Parkhaus funktioniert. Die Autos fahren auf der einen Seite in einer Spirale nach oben zu den Parkdecks und auf der anderen Seite wieder herunter, bis alles voll ist. Hier wird jeder Zentimeter genutzt.

In etwas mehr als zwei Stunden sollen wir in Kristiansand sein. Als wir zwischendurch aufs Oberdeck gehen, sehen wir, warum: das Teil ist echt schnell: 32,42 Knoten. Die Gischt ist gigantisch.

Gabi gönnt uns ein Sandwich und einen Kaffee. Nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten legt die Fjord-Cat in Kristiansand an. Hatten wir in Hirtshals noch 15 Grad und Nieselregen, empfängt uns jetzt strahlender Sonnenschein bei 24 Grad!



Auf dem nächsten Parkplatz entledigen wir uns diverser Kleidungsstücke. Zuvor muss ich aber noch Gabis Schimpftirade über mich ergehen lassen. Hatte ich doch voller Überzeugung behauptet, dass wir ja an der Küste starten, wo es noch flach ist. Die ersten Tage im Süden würden uns bestimmt weder große Steigungen noch enge Kurven erwarten. Wer schon mal von der Fähre in Kristiansand ins Landesinnere gestartet ist, weiß: das stimmt  so ganz und gar nicht:) Wir fahren durch den ersten Kreisverkehr - und es geht steil bergauf. Norwegen ist doch anders als Ostfriesland:))

In Mandal kaufen wir ein und fahren dann zum Vigeland-Haus. Der wohl bekannteste Bildhauer Norwegens ist hier aufgewachsen. Zum Besuch des Museums gehört grundsätzlich eine Führung. Wir müssen noch etwas warten, bis die vorherige Führung beendet ist. Ob wir in der Zwischenzeit wohl unser mitgebrachtes Mittagessen an einem der Tische im Garten einnehmen dürfen? Kein Problem. Nicht nur Siegburger sind nette Menschen, Norweger auch.

Es ist schon fast 17:00 als wir weiterfahren. Die Straße nach Lindesnes schlängelt sich wunderbar kurvig bergauf und bergab an der Küste entlang, bis wir unseren Campingplatz - Camping Lindesnes - erreichen. Der ist ziemlich voll. "Quetscht euch irgendwo dazwischen!" "Okay!?" Hier ist das kein Problem. Alles ziemlich entspannt hier. Wir zwei sind völlig erledigt. Als wir das Zelt aufgebaut und gegessen haben ist es 20:30 und der Schlaf wird nicht lange auf sich warten lassen.

Lindesnes ist das Südkap Norwegens und hat einen schönen Leuchtturm, den wir morgen besichtigen werden. Ich freue mich schon darauf.