dienstag, 26.07.2016                                                                           der zehnte tag

Wir haben gut geschlafen. Unsere Sachen sind schnell gepackt und das Frühstück muss ohne Tee und Kaffee auskommen. Im Ort (Lunde) kaufen wir etwas ein und prüfen an der Tankstelle den Reifendruck. Auch einen Kaffee gibt es dort, aber leider keine Milch. Dann muss halt unser Kaffeeweißer herhalten.

Die erste Sehenswürdigkeit, die wir ansteuern, ist nur wenige Kilometer entfernt: die Vrangfoss-Schleuse. Mit fünf Kammern ist sie wohl die beeindruckendste Schleuse des Telemark-Kanals. Als wir ankommen, fährt gerade ein Schiff in die oberste Kammer ein und wir können beobachten, wie mit einem einfachen aber genialen und robusten Mechanismus die Schleusentore geöffnet werden. Das ist wohl so easy, dass "mann" sogar nebenbei telefonieren kann. Gebannt schauen wir dem Treiben zu. Hier ist alles noch echte Handarbeit. Sogar eine kleine Schmiede steht auf dem Gelände, wo Werkzeuge und Geräte nachgearbeitet werden können, wenn sie dann doch mal in die Jahre gekommen sind.

 


Von Vrangfoss fahren wir Richtung Tvedestrand. Zwischendurch machen wir eine unsere Mittagspause. Auf einem großen Parkplatz parken unsere Motorräder direkt vor einer der großen Tisch-Bank-Kombinationen aus Holz. Wir packen gerade unsere Lebensmittel aus, als ein älteres Ehepaar mit ihren Sachen an uns vorbeimarschiert und sich an eben diesen Tisch setzt. Ist ja kein Problem, denke ich. Der Tisch ist groß genug. Die Bemerkung der Frau, dass es hier doch auch andere Tische gäbe, irritiert mich schon ein wenig und ich gebe zurück, dass unsere Motorräder hier nicht ohne Grund parken. Nun müssen sie wohl mit unserer Gesellschaft leben. Ich erzähle, dass ich schon einige Male in Norwegen gewesen bin und dieses Land mich immer wieder begeistert. Das macht die Stimmung wieder etwas freundlicher.

Endlich in Tvedestrand angekommen besichtigen wir die kleine Stadt mit dem Bügeleisen-Haus, das wegen seiner Form so genannt wird, suchen Souvenirs und finden keine, und machen uns auf den Weg zum einzigen Campingplatz des Ortes. Während wir so fahren, habe ich plötzlich ein komisches Gefühl im Rücken. Macht sich etwas der Packsack hinter mir selbstständig? Irgendwas rutscht und drückt da hinter mir! Vielleicht halte ich besser mal an. Mein Blick fällt auf den Tank. Auf den Tank? Wo! ist! der! Tankrucksack????  Den hatte ich aus irgendeinem Grund auf der Packrolle deponiert. Und dann dort vergessen. Was für ein Glück, dass er da liegen geblieben ist. Spricht doch für meinen umsichtigen Fahrstil, oder? Wir erreichen den Campingplatz ohne weitere Zwischenfälle;) 23 Euro bezahlen wir für eine Nacht direkt an der E18 und einen Standard, der ziemlich bescheiden ist. In nur einer Stunde wären wir in Lillesand gewesen, aber nun ist das Zelt aufgebaut. Wir haben eh keine Lust, weiterzufahren und das Zelt braucht dringend die letzten Sonnenstrahlen zum Trocknen, wie so einige andere Sachen, die den Regen in Dalen nicht unbeschadet überstanden haben. Wir trinken noch einen Kaffee und machen ein kurzes Nickerchen; nach dem Abendessen dann ein langes Nicker;)